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In Daimlers Gartenhaus startete das Autozeitalter

Folge 1 unserer Serie:
Cannstatter Tüftler schafft mit dem ersten schnelllaufenden Benzinmotor den Durchbruch

Gottlieb DaimlerDer Pionier Gotlieb Daimler verhalf mit seinen Erfindungen dem Automobil zum weltweiten Siegeszug. Er selbst saß jedoch nie selbst am Steuer. Im ersten vierrädrigen Automobil der Welt von 1886 chauffiert ihn sein Sohn Adolf.

Das DaimlerChrysler-Werk Untertürkheim feiert in diesem Jahr 100-jähriges Bestehen. Bahnbrechende Erfindungen von Gottlieb Daimler, Karl Benz und Wilhelm Maybach verhalfen dem Automobil zum weltweiten Siegeszug. Geniale Tüftler und Konstrukteure in Untertürkheim entwickelten epochale Neuerungen. Wir lassen die 100 Jahre Unternehmensgeschichte in einer zehnteiligen Serie Revue passieren und stellen jene Erfinder und Tüftler als Pioniere ihrer Zeit vor.

Daimlers Gewächshaus im Kurpark
Gottlieb Daimlers Gewächshaus im Kurpark Bad Cannstatt

Heute: Gottlieb Daimler.

Von Mathias Kuhn
Knatternde Geräusche schrecken 1883 die Cannstatter auf. Merkwürdiger Lärm dringt aus dem Gartenhaus der Familie Daimler in der Taubenheimstraße, in dem Privatier Gottlieb Daimler mit seinem Freund Wilhelm Maybach an einer bahnbrechenden Erfindung bastelt: dem ersten schnelllaufenden Benzinmotor. Er sollte den Motorbau revolutionieren, weil die Tüftler von damals erstmals Benzin als Brennstoff verwenden. Dabei profitiert der 1834 in Schorndorf geborene Bäckerssohn Gottlieb Daimler von seinen Berufserfahrungen. Daimler besuchte nach einer Büchsenmacherlehre die Polytechnische Schule in Stuttgart. Nach Studienaufenthalten in England und Frankreich startet er eine Karriere als Leiter der Maschinenfabrik in Reutlingen. Ab 1869 steht er der Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe vor. Auf Grund des Erfolges in Karlsruhe holt ihn Nikolaus August Otto als technischen Leiter der Gasmotorenfabrik Deutz nach Köln. Dort lernt Daimler das Viertaktprinzip des gasbetriebenen Ottomotors kennen und erkennt das Potenzial des Viertakters. Wegen Meinungsverschiedenheiten mit Otto verlässt Daimler 1891 jedoch das Kölner Unternehmen.

Gedenkstein Daimler Dank der großzügigen Abfindung erwirbt er eine Villa in der Cannstatter Taubenheimstraße und richtet sich das Gewächshaus im Garten als Versuchswerkstatt ein. Sein Ziel: die Verkleinerung des Viertaktmotors. Mit Benzin angetrieben sollte er in jede Art von Fahrzeug eingebaut werden können. Mit der Entwicklung der Glührohrzündung und der Kurvennutensteuerung, beides revolutionäre Neuerungen, kommt Daimler dem Ziel näher: Dieser erste, noch liegende schnelllaufende Daimler-Motor bringt es auf 900 Umdrehungen. Doch noch ist die knatternde Maschine zu groß. Erst das deutlich kompaktere Nachfolgemodell, das wegen seines Aussehens Standuhr getauft wurde, schafft die Grundlage. Daimler installiert den 0,5 PS starken Motor in das hölzerne Reitrad, mit dem sein Sohn Paul 1885 Testfahrten durch Cannstatt macht. Das erste Motorrad der Welt ist geboren. Es folgt 1886 ein Motorboot und die Motorkutsche. Daimler hatte bei Wimpff & Sohn in Stuttgart eine Pferdekutsche des Typs American bestellt und einen 1,1 PS leistenden Benzinmotor eingebaut. Er treibt den ersten vierrädrigen Kraftwagen der Welt an. Fortan erobern Daimler-Motoren die Welt und die Werkstatt im Gartenhaus wird rasch zu klein. 1887 bezieht der Cannstatter Motorenbauer neue Fabrikräume auf dem Seelberg in Bad Cannstatt. Dazu muss Daimler finanzkräftige Partnern finden. Die Kaufleute Max von Duttenhöfer und Willhelm Lorenz bieten sich an und ein Wirtschaftskrimi ohne Happy End für Daimler beginnt: Am 28. November 1890 gründet das Trio die Aktiengesellschaft Daimler-Motoren-Gesellschaft. Der Pakt währt nicht lange. Während Duttenhöfer mit Bootsmotoren schnelles Geld verdienen will, liegt Daimler die Fortentwicklung der Fahrzeugproduktion am Herzen. Es kommt zum Bruch. Die Finanziers drängen 1894 Daimler aus der Gesellschaft.

Doch der listige Schwabe gründet mit Maybach im Gartensaal des Cannstatter Hotels Hermann ein neues Entwicklungszentrum. Dort tüfteln die beiden am damals modernsten Aggregat: dem Phönix-Motor, den die Fachwelt als Sensation feiert. Bei Langstreckenfahrten in Frankreich heimsen Rennwagen mit Phönix-Motoren Erfolge ein und nähren Daimlers Ruhm. Bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft erlahmt zeitgleich das Geschäft, so dass auf Druck des englischen Industriellen Frederick Simms Duttenhofer der gefeuerte Daimler in die Aktiengesellschaft zurückgeholt wird. Daimler kann sich kaum über den Triumph freuen, der Waffenstillstand ist nur von kurzer Dauer. Sein Gesundheitszustand verschlimmert sich weiter, er stirbt am 6. März 1900. Dem Ruhm des Schorndorfer Tüftlers tut die unternehmerische Niederlage keinen Abbruch. Daimler gilt unauslöschlich als Pionier und Visionär. Er war ein genialer Erfinder, der den Motorenbau revolutionierte, dem Auto zum Siegeszug verhalf und so unser aller Leben veränderte.
Aus Untertürkheimer Zeitung vom 27.05.2004

oben rechts: Gedenkstein bei Daimlers Werkstatt im Kurpark Bad Cannstatt (Foto: Enslin)

Weitere Seiten und seltene Fotos zu Gottlieb Daimler waren bei www.Seelberg.de
Leider Offline - Gespeicherte Daten hier noch teilweise abrufbar über www.archive.org/

Daimlers Grab auf dem Uff-Kirchhof in Bad Cannstatt -


Fotos: Enslin

PIONIERE DER ZEIT

Aus Anlass des hundertjährigen Bestehens des DaimlerChrysler Werks Untertürkheim startet die Untertürkheimer Zeitung die zehnteilige Serie „Pioniere der Zeit". Festgemacht an den Tüftlern und Erfindern im Hause DaimlerChrysler lassen wir hundert Jahre Geschichte des Motorenwerks Revue passieren.

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