UNTERTüRKHEIMER ZEITUNG 16.11.2009: Die 50 Jahre alte Stadtteilbücherei
und der 25-jährige Kulturhausverein feierten gemeinsam mit Musik
und Theater
(rw) - Untertürkheim hatte am Wochenende doppelten Grund
zum Feiern: Seit 50 Jahren gibt es die Stadtteilbücherei und vor
25 Jahren gründete sich der Kulturhausverein.
Beide Einrichtungen sind aus dem sozial-kulturellen Leben Untertürkheims
nicht mehr wegzudenken. Gemeinsam boten sie am Samstag ein vielfältiges
Festprogramm für alle Bewohner des Stadtbezirks. Christine Brunner,
stellvertretende Direktorin der Stadtbücherei, und der Bezirksvorsteher
Klaus Eggert gratulierten den Jubilaren. Dabei wünschten beide sich
und Untertürkheim: „Machen Sie weiter so, Sie sind uns wertvoll,
wir brauchen Sie!“
Begonnen hatten die Darbietungen mit dem Puppentheater „Mama
Muh und der Kletterbaum“ für die kleinsten Besucher, während
im obersten Stock schon Kaffee und Kuchen und Sekt zum Anstoßen bereit
gestellt wurden. Später bannte Martin Theuer mit seiner dramatischen
Schiller-Rezitation alle Festgäste. Für die ansprechende Gestaltung
der Wände hatte die KreativWerkstatt Untertürkheim gesorgt. Sie
erweist bis zum 18. Dezember mit ihrer Ausstellung „Beflügelte
Malerei - sichtbar gemachte Lyrik“ dem Geist der Bücherei freundliche
Reverenz.
Bezirksvorsteher Klaus Eggert, Kulturhaus- vereins-Vorsitzender
Rainer Daiss, die Leiterin
der Stadtteilbücherei Annette Hauser und die stellvertretende Leiterin
der Stadtbücherei, Christine Brunner - Foto: Enslin
Brunner erinnerte in ihrem Gruß zum 50-jährigen Jubiläum
daran, dass die Untertürkheimer Bücherei eigentlich noch viel älter
ist, denn die Wengertergemeinde hatte bereits 1870 - lange vor Stuttgart
- eine öffentliche Bücherei mit 700 Büchern eingerichtet,
die sonntags von 11 bis 12 Uhr geöffnet war. Nach 1945 wurden aber
die Räume für Schulen gebraucht, so dass erst am 21. Dezember
1959 die jetzige Stadtteilbücherei eröffnet werden konnte. Heute
kann die Bibliothek nicht nur auf drei Stockwerken an 29 Öffnungsstunden
pro Woche 40 000 Medien anbieten, sondern hat sich auch zum „kulturpolitischen
Botschafter der Stadt“ entwickelt. Hier ist nicht nur für jedermann
der „Zugang zu Wissen und Information“ offen, die Mitarbeiterinnen
ermutigen durch persönliche Gespräche auch zum guten Gebrauch
dieser Möglichkeiten. Sie arbeiten mit den Schulen zusammen, kooperieren
mit den Vereinen und fördern durch die Einbeziehung aller Kulturen
und Generationen im Stadtbezirk die „Lebensqualität der Stadt“.
Dafür, dass sie stets freundlich und hilfsbereit „viel mehr
tun als sie müssen“ dankte der Bezirksvorsteher allen in der
Bücherei Tätigen.
Martin Theuer
„Eine feste Größe im Stadtteil“ zu
sein, das bescheinigte Eggert auch dem „Kulturhausverein“ und
erinnerte lächelnd an die „kontroverse Diskussion“ vor
25 Jahren. Er bestätigte den engagierten Mitgliedern, dass sie sich
mit ihrer Beharrlichkeit den „Kulturtreff“ in der Strümpfelbacher
Straße 38 erkämpft haben, um jungen Künstlern erste Auftritte
zu ermöglichen, kreative Tätigkeiten anzuregen und Raum für
mannigfaltige kulturelle Kommunikation zu bieten.
Angesichts ihrer Kooperationsbereitschaft
und Innovations- freudigkeit sei von ihnen auch weiterhin einiges zu
erhoffen. Die Darbietungen im Kulturtreff bestätigten sogleich diese
Erwartung. „Silberhochzeit“ nannten
Renate Brosch (Sopran) und Karl-Friedrich Schäfer (Klavier/Akkordeon)
ihre köstlichen musikalisch-theatralischen Szenen einer Untertürkheimer „Ehe“.
Mit Zitaten aus der UZ belegten die Künstler die stürmischen
ersten Jahre und kommentierten sie mit den herrlich morbiden Liedern
Georg Kreislers, bis sie mit ihren Opernarien zur „unpolitischen“ Kunstausübung
kamen. Der Abend ging weiter mit dem unterhaltsamen Improvisationstheater „Kleines
Grinstheater“ und schloss mit dem Leckerbissen für Jazz-Freunde:
Patrick Bebelaar am Piano traf Bernd Konrad am Saxophon und Herbert Joss
an der Trompete.So kann´s weiter gehen.