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Stuttgarter Zeitung, 07.08.1999
Stuttgart, deine Berge (3): Der Rotenberg
Salucci war nur die Sparausführung erlaubt

Auf diesem Gipfel weht der Hauch der Geschichte -
Wiege und Grab des Hauses Württemberg

Ehrfürchtig sind die Landeskinder früher auf den Württemberg gepilgert: Dort stand die Burg jenes edlen Geschlechtes, das der Hälfte des Landes den Namen gegeben hat. Heute dagegen besteigen viele Menschen den Berg wegen der Aussicht - und nicht wegen der Historie.

Von Thomas Faltin

Zugegeben, es ist ein wenig übertrieben, beim Rotenberg von einer Besteigung zu sprechen: Denn die Fahrstraße führt, von Uhlbach kommend, bis knapp unter den Gipfel - an schönen Sommertagen ist die Straße bis hinauf zum verriegelten Gatter mit Vehikeln gesäumt. Einfacher lässt sich ein Berg kaum noch erobern.

Den Automobilisten aber entgeht das Wesentliche. Denn ein Berg ist wie eine Symphonie: Wer sich nur das Finale anhört, lernt deren wahre Schönheit, mit all ihren Versprechungen und dem allmählichen Crescendo der Spannung, nie kennen. Unten also, am Neckar, hebt der Württemberg an.

Von dort aus ist der Gipfel gar nicht zu sehen, die 1819 erbaute Grabkapelle versteckt sich hinter den Hügeln. Der Spaziergang, bei dem 200 Höhenmeter zu überwinden sind, führt von Obertürkheim aus steil hinauf durch die Weinberge. Größer könnten die Kontraste kaum sein: Unten schlägt dem Wanderer noch der Lärm und die graue Trostlosigkeit des Stuttgarter Hafens entgegen, nun umschließt ihn plötzlich die pure Idylle. In der Tat sind die Hänge des Württemberg, wo sie nicht mit Reben bepflanzt ist, rare Rückzugsgebiete der großstadtgeschädigten Stuttgarter: Hier haben sie ihre Gärtle und Stückle, hier hegen und pflegen sie am Wochenende ihre Radieschen und ihre Seele. Kaum zu glauben, dass man sich noch immer auf Stuttgarter Gemarkung befindet, so ruhig und grün wird einem plötzlich zu Mute.

Wie bei vielen Bergen beginnt dann, sobald man sich dem Gipfel (410 Meter über dem Meeresspiegel) nähert, der Rummel. Der Württemberg - Rotenberg hieß er früher, bis König Wilhelm II. im Jahr 1907 per Dekret den Namen Württemberg zum einzig richtigen erklärte - ist der Stuttgarter liebster Vorzeigeberg: Hierher schleppen sie am Sonntag nach dem Kaffee den Schwiegersohn aus Brunsbüttel und die Tante aus Connecticut. Denn wo sonst kann man besser die Schönheit Stuttgarts vorführen, und wo sonst steht man auf so geschichtsträchtigem Boden? Der Blick schweift über die mit Reben bewachsenen Hänge des Neckartales, verfolgt das silberne Band des Flusses und verliert sich schließlich am blauen Horizont der Schwäbischen Alb. "Really beautiful", entfährt es da der Tante aus Amerika - und der Stuttgarter ist's zufrieden.

Die letzten Meter steigt man einen lauschigen Schotterweg bergan, der von den Zweigen einer großen Bergkiefer überschattet wird. An sonnigen Tagen ergreift den Wanderer hier ein südliches Gefühl: Der Weg mit seinem braunen, vor dem Abgrund schützenden Holzzaun könnte auch auf einen Hügel Kretas hinaufführen. Ganz abwegig ist der Vergleich nicht, denn oben erwartet den Besucher ein antiker Tempel: Giovanni Salucci hat die Grabkapelle für Königin Katharina als Rotunde mit hoher Kuppel und drei Portiken, die von ionischen Säulen getragen werden, erbaut. Salucci wollte im Übrigen ein weitaus pompöseres Grabmal für die Königin bauen. Doch König WilhelmI. schaute auf den Pfennig, und so durfte der Florentiner Architekt nur eine Sparausführung für 195000 Gulden realisieren. Heute ruhen in der Kapelle der König, seine Königin und ihre gemeinsame Tochter, die Prinzessin Marie. So wurde der Württemberg, der einst die Wiege des Geschlechtes war, zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch zur Grablege.

Drei Burgen standen einst auf dem Berg, die älteste wurde im Jahr 1083 zum ersten Mal erwähnt, die dritte zerfiel und wurde 1819 abgetragen, um Platz zu schaffen für die Grabkapelle. Nichts gegen die Rotunde, aber wäre sie nicht errichtet worden, hätten wir Stuttgarter jetzt auf dem Württemberg noch immer eine romantische Ruine stehen. Und die Japaner würden, zwischen Heidelberg und Hofbräuhaus, vielleicht kurz vom Neckartal hinauffahren und respektvoll zwischen den alten Steinen umherwandeln. So aber kennt am Fujijama leider niemand den Württemberg.

Bisher erschienen: "Zum Radeln taugt Stuttgart nicht, dazu ist es zu gebirgig", 2. August; Unterm Gipfel blüht die Wildnis - und der Verkehr summt, 4. August.

Die Grabkapelle

Stuttgarter Zeitung, 12.05.1993

"Die Liebe höret nimmer auf." Die Inschrift über dem Eingang zur Grabkapelle auf dem Rotenberg wählte Württembergs König Wilhelm I. für Katharina, mit der er in glücklicher Ehe knapp drei Jahre zusammenlebte. Wie sehr er die russische Großfürstin und Zarentochter geliebt hat, beweist der gemeinsame Sarkophag in der Gruft. Er wollte an der Seite Katharinas ruhen, obwohl er gut ein Jahr nach ihrem Tod aus Staatsräson seine Base Pauline geheiratet hatte, die ihm den Thronfolger gebar und viel länger mit ihm zusammenlebte.

Rosenstein
Von Schloß Rosenstein aus, ihrer Lieblingswohnung, konnte Katharina hinüberblicken zur Stammburg Württemberg oberhalb des Dorfes Rotenberg. Dort, so äußerte sie, wolle sie einmal begraben sein. Der Witwer Wilhelm nahm ihren Wunsch so ernst, daß er gleich nach ihrem Tod am 9. Januar 1819 die intakte Burg abtragen ließ, um eine Grabkapelle zu errichten. Hofbaumeister Salucci entwarf eine an das römische Pantheon angelehnte klassizistische Form mit rundem Grundriß und drei Vorhallen in Form eines griechischen Kreuzes, getragen von ionischen Säulen. Die dreiteilige Freitreppe, die dem Besucher eine herrliche Aussicht präsentiert, ist flankiert von gußeisernen Opferschalen, für nächtliche Feuer gefertigt in Wasseralfingen. Dem Stil des königlichen Paares entsprechend, fehlt der Grabesstätte fürstlicher Prunk. Auch das Innere ist schlicht gehalten. Acht korinthische Säulen symbolisieren dort die Minister Wilhelms, 120 Stuckrosetten in der Kuppel die Beigeordneten Württembergs. Die Statuen der vier Evangelisten sind der einzige figürliche Schmuck; der Johannes wurde vom damals berühmtesten schwäbischen Bildhauer, Johann Heinrich Dannecker, die drei anderen nach dem Entwurf des bekannten dänischen Bildhauers Bertel Thorwaldsen von dessen schwäbischen Schülern in Rom gestaltet.

Da in der letzten Ruhestätte Katharinas auch ihre russischen Schätze aufbewahrt werden sollten und die Kapelle bis 1895 als russische Gesandtschaftskirche diente, ist der schlichte Altar im Chor nach orthodoxem Brauch durch eine Bilderwand, eine Ikonostas, verdeckt. Sie war zu Lebzeiten der frommen Königin im Wolga-Schloß Twer aufgebaut, wo Katharina während ihrer ersten Ehe wohnte. Unter den Ikonen an der Wand ist auch eine, die die damalige Großfürstin selbst gestickt hatte. Auch die Gruft ist schlicht gehalten. Den gemeinsamen Sarkophag des Königspaares aus Carrara-Marmor, in Florenz nach einem Entwurf Saluccis gefertigt, zieren die russischen Wappentiere Adler und Uhu, verbunden mit den württembergischen Löwen und dem Hirsch. In einem weiteren Sarkophag ruht Marie, erste Tochter des Paares, die mit Graf Alfred von Neipperg vermählt war. Die zweite gemeinsame Tochter, Sophie, war Königin der Niederlande und ist dort beigesetzt. Schließlich stehen in der Gruft die Büsten der drei württembergischen Könige Friedrich (Vater Wilhelms I.), Karl (Sohn Wilhelms aus der Ehe mit Pauline) und Wilhelm II. sw

Die Grabkapelle wie sie Salucci ursprünglich plante

Rotenberg: Ausstellung des Bürgervereins mit neuer Attraktion im Jubiläumsjahr der Vereinigung

Untertürkheim (mk) - Zum Jubiläum der 100-jährigen Vereinigung von Untertürkheim mit Stuttgart erhielt der Bürgerverein ein besonderes Geschenk: Ein Modell der Grabkapelle, wie Giovanni Salucci sie ursprünglich geplant hatte.

Am Sonntag finden Führungen durch die heimatgeschichtliche Ausstellung statt. Seit 1824 steht die Grabkapelle auf dem Württemberg als Monument der Liebe über dem Neckartal. Seine Silhouette ist nicht wegzudenken. Dabei hätte das Mausoleum für Königin Katharina ursprünglich anders, noch gewaltiger ausfallen sollen.

Als die junge Königin 1819 starb, entschloss sich ihr Ehemann ihr ein Mausoleum errichten zu lassen. Es sollte dort stehen, wo sich die beliebte Monarchin am liebsten aufhielt: Auf dem Württemberg, dem Stammsitz der Württemberger. König Wilhelm I. beauftragte seinen Hofbaumeister Giovanni Salucci eine Grabkapelle zu errichten. Zunächst in gotischem Stil gedacht, entschied sich Württembergs Regent dann doch für den von Salucci vorgeschlagenen spätklassizistischen Stil. Als Vorbild für das Monumalbauwerk hatte sein Hofbaumeister das römische und französische Pantheon mit vier großen Freitreppen vor Augen.

Grabkapelle
Die Entwurfszeichnung von Salucci

Seine ersten großzügigen Entwürfe der Rotenberger Grabkapelle musste der Hofbaumeister jedoch schnell abspecken. Sie hätten die Staatskasse zu sehr strapaziert. So wichen die geplanten Kolonaden und der Pappelngürtel um den monströsen Rundbau zu Gunsten der heutigen - faszinierenden - Form.

"Die ursprünglich geplante Größe mit der Anlage hätte allerdings die Größe der Stammburg wiedergegeben", sagt Eberhard Hahn, Vorsitzender des Bürgervereins Untertürkheim. Insofern ist er für einen glücklichen Zufall dankbar. Vor Monaten meldete sich Martin Hechinger, der Leiter des Modellbaus für Architektur an der Uni Stuttgart bei ihm. Er erzählte, dass Studenten für eine Salucci-Ausstellung Modelle bekannter Salucci-Gebäude hergestellt hätten. Das Modell der ursprünglich geplanten, monumentalen Grabkapelle würde er gerne der Ausstellung in Rotenberg zur Verfügung stellen. Mitte der Woche wurde das Modell in der vor vier Jahren neu konzipierten Ausstellung positioniert.


Das neue Modell in der Ausstellung

Am 4. Juni 1824 wurde das Mausoleum in der heutigen Form eingeweiht, die sterblichen Überreste Katharinas in der Gruft beigesetzt. 181 Jahre später lebt die Erinnerung an das ursprünglich geplante "Denkmal einer großen Liebe" zumindest als Modell wieder auf.(mk)
Am Sonntag finden Führungen durch die heimatgeschichtliche Ausstellung statt.

Zur "100jährigen Vereinigung von Untertürkheim mit Stuttgart" lädt der Bürgerverein Untertürkheim am Sonntag, 5. Juni 2005, in die Ausstellung im ehemaligen Schulhaus um 11 und 14 Uhr zu einer Führung ein.

Untertürkheimer Zeitung vom 02.06.2005

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