Die
Wallmer Siedlung in Untertürkheim
Wallmer Siedlung 1930
Stuttgarter Zeitung Bad Cannstatt & Neckarvororte - Artikel aus der NECKAR vom 03.09.2010
Bauhaus-Architektur für die Arbeiter
Untertürkheim Vor 80 Jahren entstand der zweite Teil der Wallmersiedlung mit den Flachdächern. Von Claudia Leihenseder
Bauhausarchitektur mitten in Untertürkheim? Das gibt es in der ehemaligen Arbeitersiedlung im Wallmer, die in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts entstanden ist. Nach den ursprünglichen Plänen sollte sogar die Weißenhofsiedlung an den Hängen von Untertürkheim realisiert werden. Stattdessen nutzten die Stadtplaner das Gelände im Nordwesten des Vororts für eine Arbeitersiedlung, die in zwei sehr unterschiedlichen Abschnitten gebaut wurde.
Was da nur fünf Jahre in der Architekturgeschichte ausmachen können: 1925 entstanden die ersten Häuserblocks, die jedem ins Auge fallen, der die Dietbachstraße hinauf fährt oder geht. An den Ecken zur Fiechtner- und Sattelstraße stehen diese ersten Häuser mit Satteldach und ohne Balkon. Einige Jahre nach ihrer Entstehung wehte dann ein ganz anderer architektonischer Wind, und mit Richard Döcker, der bei Paul Bonatz wissenschaftlicher Assistent war, zog der Bauhausstil in die Gestaltung der Wallmersiedlung ein. Das Kubische herrschte von nun an vor.
Ottmar Blumer erinnert sich heute noch an die Anfänge der Siedlung. Der Luginsländer wuchs damals in den Bauhausblocks auf. "Baden gab es nur am Freitagabend oder Samstag", erzählt der heute 80-Jährige. Die Badefrau ließ das heiße Wasser ein, für die Leitung hatte nur sie einen Schlüssel. Der Badende durfte dann nach seinem Ermessen noch kaltes Wasser hinzufügen. Blumer erinnert sich sogar an einen Nachbarn, der in Ermangelung einer Dusche bei Regen vor das Haus lief und sich kräftig einseifte. Die Wallmersiedlung lag damals noch auf der grünen Wiese, ohne einen direkten Anschluss an Untertürkheim.
Ehemalige Badeanstalt - Foto: Enslin
Als Ottmar Blumer als kleiner Junge zur Bubenschule beim Storchenmarkt ging, führte ihn sein Weg durch Schrebergärten, die mit ihren Himbeeren und anderem Obst die Kinder geradezu einluden. Das machte die Kleinen aus der Wallmersiedlung bei den alten Untertürkheimern nicht gerade beliebt, erinnert sich der Rentner. Die Lücke zwischen der alten und der neuen Bebauung wurde wesentlich später geschlossen, als es die Stadt ursprünglich geplant hatte. Die Wirtschaftskrise und später der zweite Weltkrieg machten den Bauherren einen Strich durch die Rechnung. Andernfalls wäre womöglich der gesamte Hang bis hinauf zur Luginslandschule heute bebaut, und eine Straßenbahnlinie würde von der Schlotterbeckstraße durch die Siedlung bis nach Luginsland führen.
Heute steht die historisch so wertvolle Bauhaussiedlung unter Denkmalschutz. Die Jahrzehnte alten Wohnungen sind umfassend saniert worden, die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft SWSG und die Baugenossenschaft Gartenstadt Luginsland, denen die Häuser seit geraumer Zeit gehören, haben nachträglich überall Bäder eingebaut und die Wohnungen entsprechend den modernen Bedürfnissen zusammengelegt. In dem alten Waschhaus und im ehemaligen Badehaus ist heute ein Kindergarten untergebracht.
|
Siedlung Im Wallmer - Balkone für
alle
Stuttgarter Wochenblatt vom 25.6.2009 von Karin Ait Atmane
UNTERTÜRKHEIM: Schlicht, schön und funktional: Das
sind typische Kennzeichen der Bauhaus-Architektur wie an dem von
Backsteinen eingefassten Hauseingang in der Wallmersiedlung.
Ihr zweiter Abschnitt mit mehr als 300 Wohnungen wurde 1929/30
im Auftrag der Stadt gebaut und war in mehrfacher Hinsicht ausgesprochen
fortschrittlich. Anders als die berühmte Weißenhofsiedlung
mit ihrem experimentellen Ansatz hatte die Wallmersiedlung das
Ziel, günstigen Wohnraum und ein angenehmes Umfeld für
Familien zu schaffen. Das bietet das Quartier noch heute, auch
wenn es etwas in die Jahre gekommen ist.
Den Abort zum Bad erweitert
80 Jahre Arbeiterwohnen in der Wallmersiedlung
- Durchdachter Grundriss und Geschäfte im Quartier
Licht, Luft und Sonne in die Häuser: Das war der Ansatz von Richard
Döcker, der als Wegbereiter des "Neuen Bauens" in Stuttgart den zweiten
Teil der 1929/30 erbauten Wallmersiedlung mit seinen Flachdachbauten konzipierte.
Sie setzte neue Maßstäbe; einige Kompromisse mit der Stadt
als Bauherrin musste der Architekt allerdings eingehen.
Stuttgarter Wochenblatt vom 25.6.2009 von Karin Ait Atmane
UNTERTÜRKHEIM
Das Buch "WohnOrte" widmet der Wallmersiedlung eine Doppelseite und nennt
sie "das kompromissloseste Beispiel für den modernen Siedlungsbau
der 20er-Jahre in Stuttgart": Bundesweite Beachtung habe das Projekt
damals gefunden.
Viel Material gibt es aber trotzdem nicht darüber
- umso kostbarer das Stück, das Klaus Enslin vom Bürgerverein
bei seiner unermüdlichen Suche nach historischen Quellen vor einem
halben Jahr gefunden hat: eine Originalausgabe der Architektur- zeitschrift "Bauwelt" von
1930, die sich komplett der Wallmer- siedlung widmet.
Sie zeigt Fotos der Häuserzeilen mit auslüftenden Bettdecken
und offensichtlich gern genutzten Balkonen. Die Fenster hatten damals
noch Klappläden, die heute stattlichen Bäume waren kleine
Gewächse, aber die charakteristische Architektur ist unverkennbar:
größere Eckbauten, hervortretende Treppenhäuser, Balkone
und Eckbalkone, Flachdächer und das zurückspringende vierte
Geschoss.
Richard Döcker und den Architekten, die im Kollektiv mit ihm
arbeiteten, lag besonders die Wohnqualität am Herzen. Den vorgeschlagenen
Grundriss der Stadt für Drei-Zimmer-Wohnungen krempelten sie um,
richteten die Wohnräume nach Süden aus, erweiterten den "Abort" zum
Bad, schoben zwecks Raumgewinn das Treppenhaus nach außen und
fügten für jede Einheit einen Balkon hinzu. Ein solcher sei "auch
für den kleinsten Wohnungstyp im Geschossbau in gesundheitlicher
Hinsicht erforderlich", ist in der "Bauwelt" zu lesen.
Der Abstand zwischen den Häuserzeilen wurde allerdings nicht
nach Döckers Vorstellung, sondern nach dem aus seiner Sicht absoluten
Minimum bemessen. Die Balkone setzten sich durch, die Bäder strich
die Stadt wieder - um sie später in einigen Blocks doch noch zu
bauen.
Wallmer II bestand durchgehend aus Drei-Zimmer-Wohnungen mit rund
55 Quadratmetern Fläche.
Wallmer
II - Fotos von 2007 Enslin
Sie wurden inzwischen im Zuge von Sanierungen teilweise
in Zwei- und Vier-Zimmer-Wohnungen umgewandelt. Heute gehören sie wie Wallmer
I - das sind die älteren Häuserzeilen mit steilem Satteldach
- der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft SWSG und
der Baugenossenschaft Gartenstadt Luginsland.
Die Miete liegt nach Angaben von Helmuth Caesar, dem technischen
Geschäftsführer der SWSG, bei durchschnittlich sechs Euro
pro Quadratmeter und damit deutlich unter dem Stuttgarter Mietspiegel.
Das hat natürlich auch mit dem einfachen Standard zu tun - aber
günstiger Wohnraum ist schließlich Mangelware. So sei die
Wallmersiedlung, in der jetzt wieder viele Familien neben Senioren
wohnen, auch heute noch recht beliebt, sagt Caesar. Er führt das
auf die günstige Lage zurück, aber auch auf die noch immer
bestehende Infrastruktur im Quartier, zu der die von Anfang an eingeplanten
kleinen Ladengeschäfte gehören.
Die Wallmersiedlung steht als Gesamtheit unter Denkmalschutz. Das
gilt auch für die Inselsiedlung in Wangen, die derzeit teilsaniert
wird und die wir kommende Woche vorstellen.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
|
- Kopie der Originalausgabe der Architekturzeitschrift "Bauwelt" von
1930, die sich mit der Wallmersiedlung widmet als pdf-Datei (6,6 MB!)
|
Wallmer-Siedlung in Stuttgart - Modernisierung der Moderne
29.09.2015 - Bauen im Bestand: Projekte - db 08|2015
|
Ausschnitt
aus: Dietrich Worbs Veröffentlichung
Richard Döckers Architektur in
den 20er und 30er Jahren
DIETRICH WORBS, " 1939, Dr.-lng. habil., Priv.-Doz.,
Entwicklungslinien
des
Siedlungs- und Wohnungsbaus im 19. und 20. Jahrhundert, Universität
Stuttgart
1. ,,Licht, Luft und Sonne"
...
2. Die Bauten
...
Siedlung Im Wallmer von 1929-31 in
Stuttgart-Untertürkheim
Wallmerstr.
100/112,
116/122, Fiechtnerstr. 23 -46, Sattelstr. 47/69
Der BDA-Landesverband Württemberg-Hohenzollern wurde vom
Städtischen
Hochbauamt Stuttgart 1929 beauftragt, eine Siedlung im Wallmer im
Anschluß an einen bereits vorhandenen Siedlungsteil von 1925/26
zu errichten.
Der BDA stellte neun Architekturbüros zusammen, die als Kollektiv
unter der Leitung eines Gruppenleiters die Planung bearbeiteten. Auf
den
Plänen der Wallrner-Siedlung finden sich die Unterschriften von
Richard
Döcker und Paul Heim; sie haben die Planung der Siedlung geleitet.
1929/30 wurden 262 Wohnungen gebaut, 1930/31 noch einmal 54 Wohnungen,
insgesamt also 316 Wohnungen.
Das Gelände ist ein Südwesthang, der vom Neckartal zu den Untertürkheimer
Höhen ansteigt. Das Gelände ist etwa 180 X 100 m, also 1,8
ha groß,
es steigt um etwa 10 m nach Nordosten an. Die zwei Erschließungsstraßen,
die Sattel- und die Wallmerstraße, begrenzen das Siedlungsgelände
im
Nordosten und im Südwesten, sie verlaufen wie die mittlere Wohnstraße,
die Fiechtnerstraße, parallel zu den Höhenlinien des Hanges.
Eine Querstraße
senkrecht zum Hang, die Biklenstraße mit dem Sammelkanal der
Entwässerung, war bereits festgelegt worden. Die Zahl der Wohnungen
(ca. 300 WE), die Größe der Wohnungen, die Geschoßzahl
und die Grundrißgliederung
war vom Hochbauamt festgelegt worden. Mehrere Läden,
eine Zentralwaschküche, eine zentrale Garage und einige Kinderspielplätze
sollten geplant werden. Eine Erweiterung der Siedlung sollte vorgesehen
werden.
Die städtebauliche Disposition des Städtischen Hochbauamtes - die
Fortsetzung
der vier Zeilen der Siedlung von 1925-26 - wurde vom BDA-Kollektiv
verändert: Die neue Siedlung sollte mit vier Zeilen an die alte
Siedlung
anschließen, aber in abgeknickter Form, so daß im Nordosten am
Knick der
Sattelstraße an der Ecke zur Biklenstraße eine fünfte
Zeile angesetzt werden
konnte, die auch zur Erreichung der Zahl von 316 Wohnungen auf diesem
kleinen Grundstück unbedingt erforderlich war. Die Hauseinheiten
haben
drei Wohngeschosse und ein halbes Dachgeschoß, haben also
aufgrund des Gefälles eine Höhe von ca. 10 m. Der minimale
Zeilenabstand
durfte das Anderthalbfache der Gebäudehöhe betragen, also 15
m; dieser
Abstand ist genau eingehalten worden. Die Zeilen sind in Nordwest-Südost-Richtung
errichtet worden, so daß die Wohnräume sehr günstig
nach Südwesten
und die Schlaf- und Wirtschaftsräume nach Nordosten orientiert
sind.
Abb. 7 Stuttgart, Siedlung Im Wallmer von Südosten
Die Grundrißdispositionen von Hochbauamt und BDA-Team waren bei
etwa
gleicher Grundrißgröße (12,8 X 8,6 m) sehr verschieden:
Das Hochbauamt
sah das Treppenhaus auf der Nordostseite vor, die Küche gegenüber
an der
Südwestseite; dadurch wären zwei Schlafzimmer an der Nordostseite neben
dem Treppenhaus angeordnet gewesen, das WC an einem Putzbalkon
nach Südwesten, kein Bad. Der Grundriß des BDA-Teams dagegen
verlegte
die Küche konsequent neben das Treppenhaus mitsamt dem WC (afternativ
Bad mit WC), so daß zwei Zimmer nach Südwesten orientiert werden
konnten und nur ein Zimmer nach Nordosten; außerdem sah das BDA-Team
eine Balkon-Loggia nach Südwesten vor dem Wohnzimmer vor. Das
BDA-Kollektiv setzte sich mit seinem Vorschlag durch. Die 3-Zimmer-Wohnungen
sind etwa 50 qm groß und besitzen einen ausgezeichneten Grundriß.
Das
Treppenhaus ist an dor Nordostseite etwas aus der Fassade herausgerückt,
die vorspringenden Treppenhäuser geben der Eingangsfassade einen
eleganten
Rhythmus; auch die andere Fassade ist durch die vorspringenden
Balkon-Loggien gut gegliedert und rhythmisiert.
Die Gestaltung der Zeilen und der ganzen Siedlung ist kubisch: Die
Zeilen haben jeweils an einem Ende einen versetzten Kopfbau mit einer
Wohnung, die nach Südwesten vorgeschoben worden ist, mit auskragenden
Eckbalkons.
Am Hang staffeln sich die Zeilen mit ihren vorspringenden Kopfbauten
und ihren terrassierten Flachdächern von der Wallmer- zur Sattelstraße
hinauf. Die oberste Zeile der Wohnhäuser überbrückt die
Biklenstraße. Die
geplante Erweiterung mit zwei weiteren im Südwesten vorgelagerten
Zeilen,
einer großen Grünanlage an der Wallmerstraße und im Südosten
anschließenden
Zeilen mit siebengeschossigen Hochhausscheiben ist wegen
der Wirtschaftskrise nicht mehr realisiert worden - die lebhafte städtebauliche
Baumassendisposition hätte noch an Bildhaftigkeit gewonnen.
Die Siedlung ist unzerstört erhalten geblieben. Die Farbigkeit der
Zeilen ist
jedoch verändert worden. Die für heutige Wohnbedürfnisse
oft zu kleinen
Wohnungen sind z. T. zusammengelegt worden.
|
3. Döckers Architekturkonzeption
Richard Döcker hat bei den verschiedenen Bauaufgaben, die er zwischen
dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg bearbeitet hat, immer darum
gekämpft, die traditionelle Trennung von Bauwerk und Umwelt
aufzuheben.
Ihm ging es vor allem darum, das Innere des Hauses und das Äußere
miteinander
zu verbinden. Er hat deshalb allen seinen Wohnhäusern, seinen
Krankenhäusern, selbst den Bürogebäuden in den Dachgeschossen
Terrassen
vorgelegt, um lnnen und Außen ineinander übergehen zu lassen.
In seinem
Buch ,,Terrassentyp" hat er dargelegt, daß eine terrassenförmige
Anlage über alle Baugattungen, ja für die Stadt entscheidende Vorzüge
bietet.
Döcker hat neben der Verbindung von lnnen und Außen immer die
Lösung
des Grundrisses für die wichtigste Aufgabe gehalten; diesen Anspruch
hat
er eingelöst, ihm ist in seiner Arbeit an den Grundrissen die
Entwicklung neuer Typen im Bereich des Wohnungsbaus und des Krankenhausbaus
gelungen.
Bei der Arbeit am Grundriß hat Döcker immerauch die Raumbildung
gestaltet, die Schaffung eines ,,fließenden Raumes", der Räume
und Bereiche
miteinander verbindet und ineinander übergehen Iäßt, der
durch das
Licht und den Raum so inszeniert ist, daß eine Bewegungsführung
wie von
selbst entsteht.
Richard Döcker hat in seinen Bauten gerne neue Konstruktionen und
Materialien
verwendet, wenn dies der besseren Erfüllung der gestellten Aufgaben
diente. Besonders anschauliche Beispiele dafür sind das Krankenhaus
Waiblingen und das Lichthaus Luz gewesen.
In der Gestaltung hat Döcker sich einer Architektur ohne Bindungen an
die
Tradition zugewandt, er wollte eine Architektur, deren Funktionalität
intuitiv
zum Zeichenhaften, zum Bildhaften verdichtet werden sollte und die in die
gegebene Topographie und städtebauliche Situation eingebunden werden
sollte. Dies ist ihm bei seinen Einfamilienwohnhäusern, bei seinen Siedlungen
und Krankenhäusern meisterhaft gelungen: Er hat seine Häuser immer
so am Hang angeordnet, daß sie mit ihren Terrassen ganz zwanglos und
wie
selbstverständlich aus der Topographie herauswachsen und sich
in die umgebende
Situation unaufdringlich einordnen.
In seinem Buch ,,Terrassentyp" von 1929 hat
Richard Döcker
seine fünf
Punkte für eine neue Architektur dargelegt:
1. Die ,,Sprengung des geschlossenen Baukörpers", das ,,Verschwinden
der Trennung von Innen und Außen" und die ,,Einbeziehung
des Freien durch Fenster, Veranden und Terrassen";
2. der Entwurf des ,,gesunden Grundrisses von bestem Gebrauchswert";
3. die ,,Nutzung neuer Konstruktionen und Materialien";
4. der ,,Formwille" - ,,Gestaltungswille", die ,,Intuition,
gefühlsmäßiges
Finden der Form für Bauauf- gaben";
5. das ,,Einordnen des Einzelhauses in die städtebauliche Gesamtkomposition",
die Berücksichtigung der ,,Bedeutung der dritten Dimension der
Höhe".
Richard Döcker wünschte sich als Architekt der 20er Jahre,
der Weimarer
Republik vor allem die Entwicklung einer ,,Sozialen Baukultur", die
die „Erfüllung
der Lebensbedürfnisse der menschlichen Gesellschaft heute als
einer
sozialen Gemeinschaft" verwirklichen sollte. An der Entwicklung
einer
sozialen Baukultur hat Richard Döcker sein Leben lang mit großer
Hingabe
mitgearbeitet.
|
Biografie - Richard Döcker
1894 - Geboren arn 13. Juni als Sohn eines Lehrers in Weilheim/Teck
1900-1912 - Schulausbildung in Göppingen, Abitur
am 5. Juni 1912
1912 - Beginn des Architekturstudiums an der TH-Stuttgart
1914 - Freiwilliger im 1. Weltkrieg, Verwundung, Lazarettaufenthalt
1917 - Dienstuntauglich aus dem Wehrdienst entlassen,
Fortsetzung des
Architekturstudiums
1918 - Diplom mit Auszeichnung, anschließend Wettbewerbstätigkeit
1921 - Regierungsbaumeisterprüfung, Mitarbeit in der städtischen
Beratungsstelle für das Baugewerbe
1922-1925 - Wissenschaftlicher Assistent bei Prof. Paul Bonatz
1924 -
Promotion über Kleinhaustypenpläne, eigenes Büro, Mitglied
des Deutschen Werkbunds
1926 -
Mitglied des „Ring", Mitarbeit bei den CIAM, Reisen nach
England, Holland und in die Sowjetunjon
1927 -
Teilnahme an der Werkbundausstellung „Die Wohnung" mit
zwei Häusern
in der Weilßenhofsiedlung
1928-1934 - Zahlreiche Bauten und Projekte, darunter
Wohnbauten und öffentliche
Bauten
1939-1941 - Biologiestudium an der TH Stuttgart
1941-1944 -
Dienstverpflichtung am Wiederaufbauamt in Saarbrücken
1945 -
Vorsitzender des BDA Nordwürtternberg
1946 - Genaralbaudirektorvon Stuttgart, Leiter der ZAS, Mitglied des
Aufbaurats am
württembergischen Innenministerium
1947-1965 - Mitglied im Verwaltungsrat der Forschungsgemeinschaft
Bauen und Wohnen
1947 - Berufung zum o. Prof. für Städtebau und Entwerfen an der
TH Stuttgart,
Leiter der Architekturabteilung, Preisrichtertätigkeit
1957 - Reise nach Mexiko, USA und Japan, Mitglied der Akademie
der Künste in Berlin
1958 - Ehrendoktorwürde der TH-Karlsruhe, Emeritierung
1968 - gestorben am 9. November in Stuttgart
|
|