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STUTTGARTER GOLDENES FIRMENBUCH 1229-1929

Bettfedernfabrik Straus & Cie A.G.
Stuttgart-Untertürkheim - Gegründet 1842

Auszug der Seiten 36 +37 von 1929 - Nachdruck im Verlag im Ziegelhaus Ulrich Gohl, Stuttgrt, 2003

Straus

Die Anfänge der heutigen Weltfirma gehen auf die alte Donaustadt Ulm und das Jahr 1842 zurück, in welchem S. L. Straus das Geschäft in bescheidenen Formen gründete. Das Rohmaterial nahm man damals noch einzig und allein von dem einheimischen Hausgeflügel, und die Verarbeitung, der noch lange nicht Hilfsmittel auch nur von annähernder Qualität der heutigen zur Verfügung standen, beruhte auf den einfachsten Grundlagen. Dem umsichtigen Gründer des Geschäfts gelang es, dieses schon im Zeitraum eines Jahrzehnts zu kräftigem Aufstieg zu bringen. Der zunehmende Umfang des Geschäfts ver anlaßte dessen Inhaber, sich nach größeren Räumen umzusehen. Diese fand er in dem Haus „König von England", wohin der Umzug im Jahre 1853 stattfand. Nunmehr war auch der Augenblick gekommen, in dem die heimatliche Federnerzeugung mit dem Bedarf des ständig sich erweiternden Geschäftes nicht mehr Schritt hielt; es mußte nach der ausländischen Produktion gegriffen werden, und die ersten Aufkäufe geschahen in dem geflügelreichen Stefansland Ungarn.

Weitere 10 Jahre später mußte wieder an Erweiterungen gedacht werden. Der Zufall fügte es, daß S. L. Straus gelegentlich eines Aufenthalts in der Bäderstadt Cannstatt hörte, der Gasthof „Zum Ochsen" stehe zum Verkauf. Ohne langes Besinnen erwarb er das für seine Geschäftszwecke geeignete Anwesen, in das er 1863 übersiedelte. Immer weiter streckte der weitsichtige Mann seine Ziele.

Im Jahr 1867 unternahm er eine erste Einkaufsreise nach Rußland. Die technische Vervollkommnung der Betriebseinrichtungen waren dem Unermüdlichen der Gegenstand ernsthafter und unablässiger Bemühungen. Schon im Jahr 1867 hatte er als bemerkenswerten Fortschritt eine zum mechanischen Antrieb der Dämpferapparate bestimmte Lokomobile in der Fabrik aufstellen lassen. Inzwischen waren die Söhne herangewachsen. Im Jahr 1872 trat der älteste Sohn Isaak als Teilhaber in die Firma ein; ihm folgte 1875 der zweite Sohn Ludwig und im Jahr 1886 der jüngste Max Straus. Unter der tatkräftigen Mitwirkung dieser jüngeren Generation entwickelt sich das Geschäft zu neuem Aufschwung. Die jungen Teilhaber richteten ihr Augenmerk hauptsächlich auf die Ausdehnung des Geschäfts nach dem Ausland mit dem wichtigen Gedanken, das Ausland einerseits als Absatzgebiet zu erobern, andererseits Mittelpunkte für den Einkauf von Rohmaterialien zu gewinnen.

Von weittragender Bedeutung war die von der Firma im Jahr 1877 erfundene und patentierte Reinigungsmaschine. Auch die Dämpfer erfuhren in ihrer Konstruktion eine wesentliche Verbesserung. Alles dies brachte eine Bereicherung im Maschinenpark unb half mit, weitere Fortschritte in der Fabrikation anzubahnen. Der erste Federnbezug aus China geschah im Jahr 1877. Zur Füllung der Betten werden der Flaum und die Federn der Gans und der Ente verwendet. Die Fachwelt unterscheidet zwischen grauen und weißen Federn, sowie zwischen Federn, die den Vögeln in lebendem ober totem Zustande ausgerupft werden.

Weiße Federn sind ihrer Farbe wegen teurer als graue, qualitativ besteht kein Unterschied. Am besten sind Federn von lebend gerupften Gänsen in wassserreichen Gegenden. Federn sind umso wertvoller, je mehr Daunen darin bleiben. Hühnerfedern kommen nur für minderwertige Füllungen in Betracht. Besonders wertvoll sind die Flaumfedern der an den Küsten von Skandinavien und Grönland heimischen und dort nistenden Eiderenten, die als Eiderdaunen bezeichnet werden.

Die Geflügelzucht in Deutschland ist verhältnismäßig klein. Die in der Bettfedernindustrie zu verarbeitenden Federn müssen deshalb zum weitaus größten Teil aus dem Ausland eingeführt werden. Als Haupterzeugungsländer kommen dafiir Ungarn, Tschechoslowakei, Rußland, Polen, Frankreich, Italien, Amerika und China in Betracht.

Die Bettfedernfabrikation, die das Rohmaterial in wertsteigernden Reinigungs- und Sortierungsvorgängen eingehend behandelt und zum geeigneten Füllmaterial zubereitet widmet sich der Veredlung der Bettfedern in ihrem Rohzustand. Die Bearbeitung der Federn- und Daunenprodukte besteht in der Hauptsache in Waschen, Reinigen, Dämpfen und Trocknen, Sortieren und Verlesen. Die moderne Bettfedernfabrikation hat ihre eigentliche Heimat in Württemberg und wird ebengerade durch die Firma Bettfedernfabriken Straus & Cie. A.- G., Stuttgart-Untertürkheim, als einem der ältesten und bedeutendsten Unternehmen seiner Art am treffendsten dargestellt.

Der Seniorchef und Gründer der Firma wurde im Jahr 1880 den Seinen nach einem rastlosen Leben jäh durch einen Herzschlag entrissen. In seinem Geiste führten die drei Söhne das Erbe weiter und sie verstanden es immer weiter auszubauen.

Da sich in Cannstatt ein Erweiterungsbau nicht ermöglichen ließ, errichteten sie im Jahr 1889 eine neue Fabrik auf einem in Untertürkheim 1886 angekauften Gelände von 40 000 qm. Diese reine Fabrikanlage, die heute wohl als die größte in der Welt bestehende Bettfedernfabrik angesprochen werden kann, entwickelt sich immer mehr zum Hauptsitz des Unternehmens.

In den neunziger Jahren eröffnete die Firma ihre erste Zweigniederlassung und zwar in Odessa. Es folgten Tochterfirmen in Charkow, Moskau unb St. Petersburg, 1897 Niederlassungen in Berlin und Paris, im Jahre 1905 ein Einkaufshaus in Shanghai, während des Weltkrieges eine Zweigfabrik in Köln a. Rh., 1915 eine solche in Hamburg. Der Sohn Isaak Straus starb 1898, Ludwig Straus 1927.

Im Jahr 1922 wurde das Unternehmen in eine Familien-Aktiengesellschaft umgewandelt. In dieser führen die Söhne Manfred und Leo Straus, sowie der Schwiegersohn Fritz Berlin die Geschäfte des Vorstandes, während Max Straus den Vorsitz im Aufsichtsrat inne hat. Aktienkapital Mk. 1 500 000.

Das Werk beschäftigt 30 Angestellte und 350 Arbeiter. Das Einkaufshaus in Shanghai ist seit 1923 wieder eröffnet und damit der wichtigste Weg zum Einkaufsgebiet im Osten zurückgewonnen. Alle Arbeitsmaschinen werden in eigenen Werkstätten hergestellt. Die Firma ist in der Lage, täglich rund 7000 kg Rohware zu verarbeiten und gebrauchsfertig abzuliefern. Der Versand geschieht in großen Ballen oder in Kleinpackungen in Papier oder Stoffsäckchen entsprechend den Wünschen der Auftraggeber. Auf Wunsch wird die Verpackung mit dem Firmenzeichen der Abnehmer bedruckt. Außerdem wird sie mit dem Warenzeichen der Firma, dem Schwan, der überall zu einem Qualitätsbegriff geworden ist, versehen.

Dem Stammhaus ist die Ideal-Steppdeckenfabrik G.m.b.H., eine Tochtergesellschaft des Unternehmens, angeschlosscn. Hier werden die Edelprodukte, nämlich die Daunen, zu Daunen- und Steppdecken vom einfachsten bis zum kostbarsten Genre verarbeitet.
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