 Auszug aus: Heinz Bardua: Stuttgarter
Wappen,
1973, Ernst Klett Verlag Stuttgart
In Blau ein sechsstrahliger goldener Stern.
Das Wappen ist als amtliches Bildkennzeichen mit der Eingemeindung am 1.
April 1905 erloschen.
Von den in Stuttgart aufgegangenen ehemaligen Dorfgemeinden hat Untertürkheim
die meisten, nämlich nicht weniger als fünf dem 17. Jahrhundert
entstammenden Prägestöcke für Wappensiegel verwendet, was
auf eine gewisse Sonderstellung der Gemeinde schließen läßt
(1.).
Während der früheste ermittelte Siegelabdruck, der die Jahreszahl
1616 zeigt und wohl im Dreißigjährigen Krieg zugrunde gegangen
ist (2.), einen sechsstrahligen Stern als Schildfigur enthält, weisen
die zeitlich unmittelbar folgenden, bis ins 18. Jahrhundert hinein belegten
Siegel jeweils einen achtstrahligen Stern auf.
 
Einige dieser nachstehend
zusammengestellten Siegel dürften gleichzeitig - etwa, als größeres
und als kleineres Siegel für wichtigere oder mehr routinemäßige
Beglaubigungen — in
Gebrauch gewesen sein:
1. Durchm.: 28 mm, Umschr.: S : FLECK • VNDERTIRCKHAIM • 1616,
Abb. 41;
2. Durchm.: 28 mm, Umschr.: S : FLECKEN • VNDERTVRCKHNEN •,
Abb. 42;
3. Durchm.: 24 mm, Umschr.: S • F(LECKEN) VNDERTVRCKHNEN •;
4. Durchm.: 17 X 14 mm, Umschr.: S : FLECKEN VNDERTVRCKHNEN •¦;
5. Durchm.: 22 mm, Umschr.: S. FLECKEN • VNDERTVRCKNEN •, beiderseits
des Schildes steht eine Jahreszahl, von der nur noch ein Teil: 169. erkennbar
ist (3.).
Das zweite Siegel wurde 1676 als „gemeines Flecken Insigel" angekündigt,
während das fünfte 1702 als „gemeines Fleckens Secret Insigile" bezeichnet
ist.
Als Marksteinzeichen ist seit 1685 der sechsstrahlige Stern belegt. 1903
bestätigte das Schultheißenamt aufgrund von Aussagen der ältesten
Bürger, daß die Gemeinde einen sechsstrahligen goldenen Stern
auf blauem Grund im Wappen führt.
Während dieses noch kurz vor der Eingemeindung in der amtlichen Literatur
dargestellte und beschriebene Bildkennzeichen allein als Untertürkheimer
Wappen angesprochen werden kann, wurden in neuerer Zeit auch zwei andere
heraldische Darstellungen mit dem Ort in Verbindung gebracht.
Eine davon
knüpft an das steinerne Türken-Standbild an, das Benjamin Grünenwald
1680 geschaffen hat. Es handelt sich dabeium eine ehemalige Brunnenfigur
(4.), die zwar als auf den Ortsnamenbezogenes Wahrzeichen zu verstehen
ist, aber in keinem von der Gemeinde geführten Wappen als „redende" Figur
erscheint.
Eine andere, heraldisch mangelhafte Darstellung setzt den sechsstrahligen
Stern über den Großbuchstaben U, in dem eine Weintraube zu
sehen ist (5.).
Quellen :
a) Siegel: HStASt A 202 Bü. 955 (1701 und 1702); A 403 Bü.
49 (1676); J 230 c. - StadtASt Siegelsammlung,
b) Marksteinzeichen: Kieser
Schorndorf.
Literatur: Königr. Württ. (1904). - Johannes Keinath, Untertürkheimer
Heimatbuch (1935), Titelblatt.
1) Ein weiteres Merkmal dieser Sonderstellung ist, daß die Ortsvorsteher
den Rang eines „reisigen", d. h. berittenen, Schultheißen
innehatten und von 1676 an sogar den Titel „Amtmann" führen
durften
(vgl. OAB Cannstatt, S. 667).
2) 1634 wurde der Ort von den Kaiserlichen verbrannt.
3) Möglicherweise ist das Vorgängersiegel beim Franzoseneinfall
1693 zugrunde gegangen.
4) Vgl. Wais, Denkmale, S. 52 und KuAD.
5) Freundliche Mitteilung von Herrn Adolf Saile, Stuttgart.
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