Allgemeines: Werner und Rainer Diehl, 38 und 42 Jahre alt, haben beide den gleichen Beruf gelernt. Ihr Vater hatte das damals so gewollt. Der eine machte ganz klassisch seine Lehre und seinen Weinbaumeister. Das hatte für den Betrieb den Vorteil, dass er von Frühjahr bis Herbst im Weingut und in den Weinbergen mitarbeiten konnte, weil die Schule im Winterhalbjahr war. So ist übrigens auch der Sommerbesen des Weinguts entstanden. Der jüngere der beiden, Werner, profitiefte von dieser Regelung - und konnte Weinbau und Kellerwirtschaft in Geisenheim studieren. Heute konzentriert er sich mehr auf den Keller, sein Bruder mehr auf die Arbeit im Weinberg.
1993 übernahmen sie den Betrieb, ihr Vater übergab das Gut an beide. „Keiner kann den Betrieb auseinander reißen. Wir sprechen uns ab, entscheiden miteinander", sagen die beiden. Viel Entscheidungsbedarf besteht regelmäßig bei ihrem Sommerbesen mit Außenbereich. Von der Terrasse haben die Gäste einen wunderschönen Blick hinüber nach Stuttgart. „Manchmal muss man ihnen sogar sagen: Trinkt auch was und genießt nicht nur die Aussicht!" Auch sie leiden - wie bei ihren Kollegen mit Betrieben im Außenbereich - unter der Sitzplatzbeschränkung und darunter, dass sie keine Vollkonzession bekommen, die sie sofort beantragen würden, wenn es ginge. So stehen im Sommer bei schönem Wetter die Gäste draußen, setzen sich ins Gras oder auf die Mauern - aber halt nicht auf die Bänke.
Grunddaten: Die Brüder Diehl bewirtschaften gut sieben Hektar Rebfläche. Sie sind verteilt auf die Hauptlage Rotenberger Schlossberg, Untertürkheimer Mönchberg, Untertürkheimer Altenberg, Uhlbacher Götzenberg und Fellbacher Goldberg. Etwa ein Drittel der Anbaufläche ist auf Rotenberger Gemarkung direkt am Hof. „Das hat Vor- und Nachteile", sagt Rainer Diehl. „So ist die Fläche natürlich leichter zu bewirtschaften. Wenn die Natur allerdings nicht mitspielt, ist gleich ein Drittel unserer Fläche betroffen." Die Verteilung nach Rebsorten: Trollinger 30 Prozent, Spätburgunder 15 Prozent, je fünf Prozent Blauer Zweigelt, Lemberger, Mer-lot, Heroldrebe und Weinsberger Neuzüchtungen; weiße Sorten: Riesling 20 Prozent, Weißburgunder fünf Prozent sowie etwas Regent, Müller-Thurgau, Kerner und Muskateller. Im vergangenen Jahr lag die Erntemenge bei 65 Hektoliter pro Hektar. In diesem Jahr beobachten die Diehls bisher eine ganz normale Vegetationsentwicklung in ihren Weinbergen, der Traubenansatz ist gut, sagen sie. Im Sommer hilft ein polnischer Saisonarbeiter im Weingut mit, die Hauptarbeit bewältigt die Familie.
Die Weine: Die Weißweine des Weinguts Diehl werden im Normalfall kühl vergoren, so wie der 2003er Rotenberger Schlossberg Riesling Spätlese trocken (7,30 Euro), der kräftig im Geschmack ist und wie viele 2003er Weißweine nach exotischen Früchten schmeckt. Der 2002er Rotenberger Schlossberg Weißburgunder trocken (6 Euro) reifte drei Monate lang auf der Feinhefe im Holz-fass. Die diehlschen Rotweine wie der 2002er Rotenberger Schlossberg Spätburgunder trocken und Blauer Zweigelt trocken (je 6,50 Euro) gären bis zu drei Wochen auf der Maische und kommen nach dem Pressen ins kleine Holzfass, wo sie zehn bis zwölf Monate reifen.
Veranstaltungen: Die Besenwirtschaft ist im April und Mai sowie im August und September geöffnet. Bei einer Weinwoche im November können die Gäste das gesamte Angebot verkosten.
Kontakt: Weingut Diehl, Rainer und Werner Diehl GbR, Württembergstraße 203, 70327 Stuttgart-Rotenberg, Telefon 33 40 51, Fax 33 98 58. Weinverkauf freitags von 14 bis 18 und samstags von 8 bis 13 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung.
Stuttgarter Zeitung vom 17.6.2004