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Käte Schaller-Härlin - die Malerin vom Rotenberg

Katharina Maria (Käte) Schaller-Härlin geboren am 19.10.1877 in Mangalore (West-Indien)
gestorben mit 95 Jahren am 9.5.1973 in Stuttgart-Rotenberg


In Gaisburg
Käte Schaller-Härlin in der Gaisburger Kirche

Gleich hinter dem Württemberg mit seiner schönen griechischen Kapelle befindet sich der Hausberg der Schallers. In der von dem bekannten Architekten und Kirchenbauer Martin Elsaesser erbauten Villa Schaller in Rotenberg residierte die berühmte Bildnismalerin Käte Schaller-Härlin.

Großeltern Härlin
Porträts der Großeltern Härlin gemalt von Käte Schaller-Härlin

Die Künstlerin, die 1877 in Mangalore (West-Indien) geboren wurde, hat (für damalige Verhältnisse) einen außergewöhnlichen Lebensweg beschritten. Sie wuchs als Tochter des evangelischen Pfarrers und Indien-Missionars Emmerich Härlin und seiner Frau Anna geb. Nast in Gruibingen und Bodelshausen auf.

Aus den Zwängen eines schwäbischen Pfarrhauses konnte sich die Tochter eines Missionars alsbald befreien. Mit der ganzen Leidenschaft einer Sechzehnjährigen ging sie daran, ihre künstlerische Begabung zu entwickeln. Schulbildung und Lehrpläne standen dabei nicht im Vordergrund.

Württembergische Staatsgalerie Stuttgart
Selbstportrait Käte Schaller-Härlin von 1923
im Besitz der Staatsgalerie Stuttgart

Käte Härlin war zu einer Zeit auf natürliche Weise emanzipiert, als dies noch gar nicht Mode war. Sie wollte von Anfang an in Freiheit malen, sich als Persönlichkeit, ihrem Wesen entsprechend, verwirklichen. Nach der Kunstgewerbeschule in Stuttgart, studierte sie vorübergehend an der neueröffneten Damen-Akademie in München. Doch dann lockte Florenz. In den Museen und Galerien offenbarte sich ihr der Glanz großer Meister des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Vor allem hatten es ihr die Bilder italienischer Meister und die Fresken Giottos angetan. In Rom trifft sie Karl Hofer. Durch Maurice Denis, ihren Lehrer in Paris, entdeckt sie Cezanne. Die Künstlerin trifft Rilke bei Rodin, reist nach Spanien, zum Studium der Bildnisse Goyas.

Schaller 1917

Käte Härlin hat in diesen Studienjahren die Techniken berühmter Bildnismaler vor Ort studiert. Dabei entdeckte sie ihr Können in der Porträtkunst, die sie handwerklich- malerisch zur höchsten Entfaltung gebracht hat. Der Mensch, sein Wesen, sein Charakter, wurde für die Malerin zur Herausforderung. Mit der ihr eigenen Gabe, eine fremde Persönlichkeit bis in deren Wesenstiefe zu erfassen, ist es der Künstlerin gelungen, das Modell nicht nur natürlich und wesensecht zu gestalten, sondern darüber hinaus seinen spezifischen Lebensraum ins Bild zu setzen.

Als malerischen Hinweis auf die Lebensweise der dargestellten Person findet man in den Hintergründen der Bildnisse häufig angedeutete Landschaften, Blumen, Tiere, Räume oder Gegenstände. Die Personen wirken wie ihr eigenes Stilleben, geformt durch eine Künstlerin, die ein Stück Menschenleben festgehalten hat.

Käte Schaller-Härlin war eine begeisterte Astrologin. Als Zigeunerin verkleidet, hat sie der Familie und den Freunden auf Festen oft aus der Hand gelesen. Sie glaubte fest daran, daß die Sterne das Leben bestimmen. Diesen Glauben hat sie auch in ihre Malerei eingebracht. Tiefe Erlebnisfähigkeit lassen ihre Porträts so unerhört objektiv erscheinen. Unter den Bildnissen muß den schwierigen Kinderporträts ein besonderer Stellenwert eingeräumt werden. Hier assistiert ihr eindeutig das Gefühl der Frau und Mutter. Neben einer äußeren Ähnlichkeit strahlen diese lebensfrohen Bilder bereits jene subjektive Wesensart aus, die schon das Kind als Persönlichkeit ausweist. Jan Philip Reemtsma, aus der Hamburger Tabakdynastie, oder die spätere Ministerin Annemarie Griesinger finden sich unter den zahllosen Kinderporträts.

Ihr Mann, der Kunsthistoriker Dr. Hans-Otto Schaller, hat sie nach Kräften unterstützt und sie als Porträtistin gefordert. Mit ihm kam auch die Kunst in das Stuttgarter Papiergeschäft Schaller, seines Zeichens Hoflieferant und Fotopionier. Hans-Otto Schaller legte den Grundstein zum heutigen Kunsthaus Schaller. Der Erste Weltkrieg beendete jäh die menschliche und künstlerisch so fruchtbare Verbindung.

Martin ElsaesserDie Künstlerin lebte nach diesen sechs Ehejahren nur noch ihrer Malerei und für ihre einzige Tochter Sibylle. Die Kunst wurde ihr zum Trost und zur Erfüllung. Käte Schaller-Härlin war eine begehrte Auftragsmalerin.

Fast alle markanten Persönlichkeiten Schwabens hat sie porträtiert. Damals hatte die Fotographie noch nicht den Stellenwert wie heute. Dafür gab es Bildnisse, von Künstlerhand geschaffen. Aufträge aus dem In- und Ausland trafen in Stuttgart-Rotenberg ein.
Oftmals reiste die Künstlerin zu ihren Modellen, Dabei hat sie jedoch nie ihre Kunstreisen vernachlässigt. Jedes Jahr Paris, dazu Italien und Spanien. In Zusammenarbeit mit Martin Elsaesser entstanden bedeutende Wand- und Glasmalereien. Käte Schaller-Härlin wurde zur Erneuerin der Wandmalerei im süddeutschen Raum.

Die Florentiner Giotto-Studien und ihr monumentaler Stil kamen bei ihr zum Tragen. Fresken der zwölf Apostel in der Kirche zu Holzelfingen, in der Kirche zu Stuttgart-Gaisburg und in Lichtental bei Baden-Baden sind bis heute erhalten. Für die Schloßkapelle Tettnang hat sie die Glasfenster entworfen. Entwurf und kompositionelles Gestalten sind charakteristisch für di Handschrift der Künstlerin. Ihre malerische Begabung drückt sich außer dem in den verschiedenen Blumen- und Früchtestilleben aus. Hier wird der Einfluß Adolf Hölzels deutlich. Farbe und Form verbinden sich zu einem harmonischen, monumentalen Bildgefüge. Die Wirkung diese Bilder beruht auf einer idealen Farbzusammenstellung vor meist dunkeltonigen Bildgründen.

Käte Schaller-Härlin wurde fünfundneunzig Jahre alt. Ihre Vitalität hat in einer großen künstlerischen Produktivität ihren Niederschlag gefunden. Von über 2000 Bildnissen, die heute in der ganzen Welt an die große Porträtistin erinnern, sollen in diesem Heimatbuch doch einige wichtige erwähnt werden: Bundespräsident Theodor Heuss, Elly Heuss-Knapp, Hugo Borst, der große Stuttgarter Kunstsammler, Dr. Schairer von der Stuttgarter Zeitung, den Chirurgen Professor Dr. Otto Jüngling und den Pianisten Professor Walter Rehberg. Ein Selbstbildnis aus dem Jahre 1923 befindet sich heute mit der Sammlung Schaller-Härlin 1948Hugo Borst in der Staatsgalerie Stuttgart.

Die Villa auf dem Schaller-Berg in Rotenberg wurde lange von der über achtzigjährigen Hausdame Anna Zaiss aus Untertürkheim bewohnt, die schon 1913 als Kindermädchen für Tochter Sibylle ins Haus kam. Anna Zaiss war lange die Hüterin des Hauses geblieben. Die Wohnräume sind seit dem Tod der Künstlerin nicht verändert worden. Anna Zaiss erzählt von der Frau, die keine Kompromisse machte. Aber auch Persönliches konnte man erfahren. Käte Schaller-Härlin, die passionierte Teetrinkerin und überzeugte Vegetarierin, hatte zum Beispiel eine Vorliebe für Schmuck. Sie, die auf einem Berg inmitten der Neckarlandschaft lebte, hat nur vier Landschaften gemalt. Für sie bedeutete der individuelle Mensch alles. Ihm hat sie in ihren Bildnissen ein Denkmal gesetzt.

Quelle: Hermann Bruder: Herzstück im Schwabenland - Untertürkheim und Rotenberg -
Ein Heimatbuch - 1983 - Herausgeber: Bürgervereins Untertürkheim e.V.

Blumenbild von Käte Schaller - Härlin 1948

Die Malerin Käte Schaller-Härlin zwischen Avantgarde und Tradition

Quelle: http://heuss-haus.de/
Rom – Paris – Florenz: Die Stuttgarter Malerin Käte Schaller-Härlin nahm vielfältige Anregungen in den Kunstzentren Europas auf. Sie gilt als Erneuerin der sakralen Wand- und Glasmalerei im südwestdeutschen Raum sowie als eine der besten Porträtmalerinnen ihrer Zeit. Sie porträtierte zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten aus den Bereichen Politik und Kultur, darunter Theodor Heuss und seine Familie. Doch auch viele Stuttgarter Familien besitzen Bildnisse aus ihrer Hand.

Das Theodor-Heuss-Haus in Stuttgart zeigt vom 20. Oktober 2011 bis 9. April 2012 im Rahmen des 250jährigen Akademie-Jubiläums über 30 Originalporträts der Künstlerin sowie erstmals eine Fotodokumentation ihrer sakralen Werke.

Fam. Heuss
Porträts von Theodor Heuss 1924 - Elly Heuss-Knapp 1922 - Ernst Ludwig Heuss 1923 - Quelle: heuss-haus.de/

Ausstellungszeitraum: 20. Oktober 2011 bis 9. April 2012
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr, Eintritt 2,- Euro
Anmeldung für Führungen unter Tel. (0711) 2 53 55 58
Theodor-Heuss-Haus
Feuerbacher Weg 46
70192 Stuttgart
Tel. (0711) 25 35 558
Fax (0711) 25 35 132
http://heuss-haus.de/

Die Malerin Käte Schaller-Härlin zwischen Avantgarde und Tradition

Käte 1906Quelle: http://heuss-haus.de/
Käte Schaller-Härlin gilt als eine der vielseitigsten Malerinnen Stuttgarts. Mit ihrer Hinwendung zur Wandmalerei und Glasfenstergestaltung eroberte sie ein zu ihrer Zeit für Frauen ungewöhnliches Terrain, bekannt geworden ist sie jedoch mit der bei Künstlerinnen beliebten Porträtmalerei. Die Ausstellung ZEIT│GESICHTER im Theodor-Heuus-Haus in Stuttgart setzt den Schwerpunkt auf diesen Aspekt ihres Wirkens.

Mit großem Engagement hat die 1877 in Mangalore/Indien als Tochter eines Missionars geborene Künstlerin ihren Karriereweg verfolgt. In einer Zeit, als Frauen an den meisten Kunstakademien entweder noch gar nicht oder nur in Damenklassen studieren konnten, lässt sie sich zur Malerin ausbilden. Bereits mit 16 Jahren besucht sie die Gewerbeschule in Stuttgart, wo sie allerdings des Unterrichts verwiesen wird, da sie sich auch außerhalb weiterbildet. Sie studiert daraufhin ab 1900 an der Damen-Akademie des Künstlerinnen- Vereins München e.V., einer fortschrittlichen Institution, an der die Frauen eine den Männern vergleichbare Ausbildung erhalten. Wie ihre männlichen Kollegen, etwa der mit ihr befreundete Schweizer Maler Hans Brühlmann, unternimmt die junge Malerin folglich auch Reisen in die Kunstzentren Europas. Sie besucht Rom und studiert in Florenz an der Accademia delle belle Arti; in Paris ist sie Gasthörerin bei Maurice Denis und Henry Matisse. Wohl angeregt durch ihren Lehrer Maurice Denis, der als Erneuerer der Sakralkunst in Frankreich gilt, malt sie bereits 1907 ihr erstes sakrales Wandbild. Zurück in Stuttgart setzt sie ihre Ausbildung bei Adolf Hölzel an der Stuttgarter Königlichen Akademie der bildenden Künste fort, an der Frauen schon früh, wenn auch mit Einschränkungen, studieren dürfen. Auf Vermittlung des Architekten Martin Elsaesser führt sie 1910 ihren ersten großen Freskoauftrag aus und wagt sich kurz darauf auch an die Gestaltung ihres ersten Glasfensters. Damit hat sie ihren Weg als Künstlerin gefunden: Sie wird zur Pionierin und Erneuerin der sakralen Wandmalerei und Glasfenstergestaltung im süddeutschen Raum.

Ihren Lebensunterhalt verdient sie nach dem Tod ihres Gatten, des Kunsthistorikers und Galeristen Hans Otto Schaller, jedoch zunehmend mit Porträtmalerei, die zu ihrem wichtigsten Tätigkeitsfeld wird. Dank ihrer Freundschaft mit bekannten lokalen Persönlichkeiten ergeben sich ersten Porträtaufträge; so malt sie Marie Eisenlohr, die Ehefrau des bekannten Stuttgarter Architekten Ludwig Eisenlohr, in der Manier der alten Meister. Gerade in den 20er und 30er Jahren porträtiert sie zahlreiche bedeutende Personen aus den Bereichen Kultur und Politik, darunter den Reichstagsabgeordneten Theodor Heuss und seine Familie, den zweiten württembergischen Staatspräsidenten Johannes von Hieber und den Kunstsammler Hugo Borst. Bald wird sie auch über Stuttgart hinaus zur begehrten Auftragsmalerin. Berühmt ist sie vor allem für ihre einfühlsamen Kinderbildnisse, die sie in ihrem Rotenberger Atelier bis ins hohe Alter ausführt. Die Malerin verstirbt 1973 im Alter von 95 Jahren in Stuttgart-Rotenberg.

Die Ausstellung im Theodor-Heuss-Haus findet in Kooperation mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart im Rahmen des 250. Akademiejubiläums statt. Den Anknüpfungspunkt bilden die drei Porträts der Familie Heuss im Besitz der Erinnerungsstätte, welche eine enge Verbundenheit mit der Künstlerin dokumentieren. Erstmals wird eine umfassende Fotodokumentation der Fresken und Glasfenster gezeigt. Der Schwerpunkt der Schau liegt jedoch auf den über 30 Originalporträts.

Erinnerungen an eine große Porträtistin

Rotenberg: Die 100-jährige Vera Pfennig berichtet beim Ausstellungsbesuch im Theodor-Heuss-Haus über K ünstlerin Käte Schaller-Härlin

Sie hat Theodor Heuss, dessen Frau Elly Heuss-Knapp, Kunstsammler Hugo Borst, Annemarie Griesinger und weitere Persönlichkeiten gekannt und gemalt: Käte Schaller-Härlin. Von 1950 bis zu ihrem Tod 1973 lebte und wirkte sie in der Schaller-Villa in Rotenberg. Ein Ausschnitt ihres Wirkens – inklusive Fotos ihrer Fresken und Glasfenster – wird momentan im Theodor-Heuss-Haus gezeigt. Die 100-jährige Vera Pfennig hat die Ausstellung besucht und erinnert sich an Weihnachtstage mit der Künstlerin.

Untertürkheimer Zeitung vom 24.12.2011 - Von Mathias Kuhn

Ein bisschen andächtigt betrachtet Vera Pfennig die Kunstwerke, die in einem abgetrennten Teil des Theodor- Heuss-Hauses hängen. „Im Rahmen des 250-jährigen Bestehens der Staatlichen Akademie haben wir Käte Schaller-Härlin eine Ausstellung gewidmet“, berichtet Carla Heussler. Die Kuratorin beschreibt Schaller- Härlin als eine der vielseitigsten Künstlerinnen in Stuttgart. „Malerin zwischen Avantgarde und Tradition“, wählte sie als Titel der Ausstellung.

Die Verbindungen zu Bundespräsident theodor Heuss erkennen die Besucher sofort. Mehrfach hat „Käte“ den Politiker und auch dessen Frau Elly Heuss-Knapp gemalt. Der spätere Bundespräsident und Kunstkenner Heuss war mit Kätes Mann, dem Galeristen Hans Otto Schaller, befreundet. „Schaller fiel 1917 in Frankreich. Als Heuss vom Tod seines besten Freundes hörte, war er tief betroffen, wie Briefe belegen“, sagt Heussler.

SibylleDie Freundschaft zu dessen Witwe blieb. Katharina Maria, genannt Käte („ohne h, worauf meine oma Wert legte“, wie Enkelin Ulrike Barth betont) wurde 1877 als Tochter eines schwäbischen Missionars in Mangalore in Indien geboren. Sie wuchs von 1884 bis 1895 allerdings in Gruibingen auf.

Schon früh zeigte sich das künstlerische Talent der Pfarrerstochter. Mit 16 Jahren besuchte sie die Gewerbeschule in Stuttgart, bildete sich dann aber – als Frau Anfang des 20. Jahrhunderts noch vollkommen ungewohnt – an der Akademie des Münchner Künstlerinnen-Vereins sowie auf Kunstreisen nach Rom, Florenz und Paris weiter, wo sie Matisse, Rodin und Rilke erlebte. 1909 setzte sie ihre Ausbildung an der königlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart fort, erhielt 1910 ihren ersten großen Freskoauftrag und gestaltete die Kirchenfester in Lichtental bei Baden-Baden.


Die bedeutende Künstlerin Käte Schaller-Härlin (links) mit ihrer Tochter Sibylle in Rotenberg. Fotos:privat

Gemälde von Prominenten

Sie malte ein Fresko in der Eberhardskirche Tübingen und gestaltete 1913 die Apsis der Stadtpfarrkirche in Gaisburg. Beide Kirchen wurden von Martin Elsaesser errichtet, der ebenfalls „dem Freundeskreis der Familie Schaller angehörte“, erzählt Vera Pfennig. Die 100-Jährige erinnert sich an Faschingsfeste, die sie als Mädchen mit ihren Großeltern Marie und Ludwig Eisenlohr, dem bekannten Stuttgarter Baumeister, der Familie Elsaesser, dem Ehepaar Heuss, der Familie Schaller und ihren Adoptiveltern Pfennig feierte. „Es war Tradition, dass wir am ersten Advent zum Abendessen und am ersten Weihnachtsfeiertag zum Frühstück bei Käte vorbeischauten“, sagt Pfennig.

Käte in GaisburgNach dem Tod ihres Mannes Otto Schaller machte sich Schaller- Härlin als Porträtmalerin einen Namen. Freunde ließen sich von der Künstlerin porträtieren. 1924 malte sie den schmalen Theodor Heuss, 1909 entstand bereits das Gemälde von Pfennigs Großmutter Marie Eisenlohr. „Eine Hand hat Käte allerdings erst später dazugemalt“, verrät Pfennig. Berühmt sind vor allem ihre einfühlsamen Kinderbildnisse. eines zeigt Annemarie Griesinger. Aus dem Blumenmädchen von 1938 wurde die Landesministerin. „Auch als sie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs vom Rottannenweg in die Schaller-Villa nach Rotenberg zog, hat sie noch Porträts von Persönlichkeiten wie der Familie Nanz gemalt“, erinnert sich ihr Enkel Hans Otto Barth. 1973, im Alter von 95 Jahren, starb die bedeutende Künstlerin in Rotenberg.

Käte Schaller-Härlin in Gaisburg

Evang. Stadtpfarrkirche in Stuttgart-Gaisburg

Evang. Stadtpfarrkirche in Stuttgart-Gaisburg

Erbaut 1910 - 1913 von Architekt Martin Elsaesser im Jugendstil mit 16 ionischen Säulen, die das Oval der
Kuppel tragen; im 2. Weltkrieg zerstört, danach wieder aufgebaut und ab 1976 renoviert.
Innen monumentale Wandmalereien von Käte Schaller-Härlin und eine spätgotische "Gaisburger Apostelgruppe".
Fotos: Enslin

Front
Wandmalereien von Käte Schaller-Härlin
links      rechts

Als weiteres herausragendes Kulturdenkmal gilt die dreiteilige, ursprünglich spätromantische
disponierte Weigle-Orgel von 1913.

hinten
orgel links
Orgel rechts
Fotos: Enslin

Beeindruckende Bilder einer außergewöhnlichen Frau

In der Rotenberger Kelter sind Porträts von Käte Schaller-Härlin zu bewundern

ROTENBERG - Die Bilder einer außergewöhnlichen Frau sind derzeit in der Kelter zu betrachten; es sind die Werke von Käte Schaller-Härlin, einer Malerin aus Rotenberg. Im Rahmen des Rotenberger Kulturmonats können sich Besucher von den Porträts der Künstlerin bezaubern lassen.

Käte Schaller-Härlin, geboren 1877 in Indien als Tochter des Pfarrers Emmerich Härlin, war eine emanzipierte Frau.

Als sie 1893 nach ihrer Rückkehr ins Schwabenland die städtische Gewerbeschule in Stuttgart besuchte, wurde sie wegen der Organisation eines Zeichenkurses außerhalb der Schule von selbiger Schule ausgeschlossen. Im "Malerinnenverein" durfte sie sodann an einem Aktkurs teilnehmen.

Spätere Studien führten sie nach München, Florenz, Rom und Paris, wo sie auch die Werke bekannter Maler kennen lernte.

Wieder zu Hause, hat sie verschiedene Kirchen ausgemalt sowie deren Glasfenster Kirchen gestaltet, etwa für die Kirchen in Gaisburg, Baden-Baden-Lichtental sowie in Oberndorf und Oberesslingen. Auch das Glasfenster der Kirche St. Laurentius in Stuttgart-Rohr hat Käte Schaller-Härlin geschaffen.


Im Jahre 1911 heiratete die Pfarrerstochter den Kunstkenner Hans Otto Schaller, zwei Jahre später wurde die Tochter Sibylle geboren, die sie in einem Kinderporträt festgehalten hat. Bereits sechs Jahre später verlor sie ihren Ehemann, er war vor Ypern gefallen.
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wurde Käte Schaller-Härlin zu einer erfolgreichen Porträtistin. Sie arbeitete in Deutschland, Frankreich, Spanien und der Schweiz; gleichzeitig hatte sie Ausstellungen, vor allem in Süddeutschland.

Nach der Zerstörung ihres Stuttgarter Hauses und Ateliers 1944 zog sie nach Schwäbisch Gmünd, um dann 1952 endgültig in die Landeshauptstadt zurück zu kehren. Sie lebte noch über 20 Jahre lang im Schaller'schen Haus in Rotenberg, das noch heute von der Familie Schaller bewohnt wird. Kätes Enkelin Ulrike Barth, die ebenfalls in Stuttgart zu Hause ist, zeichnete bei der Ausstellungseröffnung ebenfalls ein Porträt - ein liebevolles von ihrer bewundernswerten Oma.

Die Ausstellung in der Rotenberger Kelter ist bis zum 28. Februar montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 18 Uhr sowie samstags bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. ihe

19.02.2004 - Stuttgarter Wochenblatt

Kindheitserinnerungen an eine große Porträtistin

Untertürkheimer Zeitung vom 9.2.2004
Rotenberg: Weingärtnergenossenschaft eröffnet ihren Kulturmonat mit Werken von Käte Schaller-Härlin

(mk) - Für viele Gäste des Rotenberger Kulturmonats kamen bei der feierlichen Eröffnung Kindheitserinnerungen in den Sinn. Schließlich präsentiert die Weingärtnergenossenschaft sehenswerte Werke einer außergewöhnlichen Persönlichkeit:
Käte Schaller-Härlin, die Malerin vom Rotenberg.

Für WG-Vorsitzenden Rolf Berner schließt sich mit der Ausstellung in der Kelter ein Kreis. „Gleich hinter meinem Elternhaus stand die Villa Schaller. Vorbei am immer blühenden Garten der Villa schlich ich als Bub in den Weinberg und manchmal sah ich Frau Schaller-Härlin mit ihrer Staffelei auf ihrer kleinen Terrasse sitzen." Man merkt ihm noch heute die Bewunderung für die große, damals alte Dame an. Die glänzenden Augen mancher Rotenberger wurden durch die eindrucksvollen Schilderungen von Ulrike Barth, der Enkelin Käte Schaller-Härlins, noch verstärkt. Sie legte die fantastischen Facetten einer reichen Persönlichkeit offen.


WG-Vorsitzender Rolf Berner, Kellermeister Martin Kurrle (rechts)
und Ulrike Barth, Enkelin von Käte Schaller-Härlin, stoßen auf die Ausstellung an.

Käte Härlin, 1877 in Indien geboren, war eine emanzipierte Frau. „Ihr war es wichtig, sich zu verwirklichen", so die Enkelin. Die junge Pfarrerstochter lernte in der Kunstgewerbeschule, unternahm Studienreisen nach Italien und Frankreich und lernte in Museen die Werke der großen Meister kennen. 1911 heiratete sie Hans-Otto Schaller, einen charismatischen Kunstkenner, der 1917 als Soldat stirbt. Zwischen den Weltkriegen erwirbt die unkonventionelle Frau sich auf zwei Gebieten einen bleibenden Namen: als Kirchenmalerin und als bedeutende Porträtistin. So ist ihr Chorfenster-Ensemble in der evangelischen Kirche in Gaisburg eines der bedeutendsten Kirchenfenster in der Region.

Einzigartig sind auch ihre Porträts. Egal ob Bildnisse ihrer Tochter Sibylle, ExMinisterin Annemarie Griesinger oder Alt-Bundespräsident und Freund des Hauses, Theodor Heuss - ihr gelang es, die Wesenszüge der Gezeichneten auf Leinwand zu bannen und Enkelin Ulrike erinnert sich lebhaft daran, als „Papa" Heuss ihrer Oma Porträt saß. „Wir durften nicht stören und selbst Bundespräsidenten-Gattin Elly Heuss-Knapp verzog sich in die Küche. Ich bin überzeugt, dass die Ausstellung in der Kelter meiner Oma Freude bereitet hätte. Sie liebte die interdisziplinäre Zusammenarbeit wie hier zwischen der Kunst des Malens und der Kunst des Weins."

Der Männergesangverein des TGV Rotenberg setzte noch eins drauf. Nach seiner Hymne „Es kann nichts besser sein, als Rotenberger Wein" genossen die Vernissage-Gäste beides: Rotenberger Tröpfle und die Ausstellung der Malerin vom Rotenberg, die ist bis 28. Februar zu sehen ist.

Stuttgarter Zeitung, 17.10.2002, S. 22

Gerhard Raff: Käte Schaller-Härlin
Berühmte Kindermalerin

Ihr Vatter hat als Missionar en Südindien gschafft, ond en Mangalore isch dui Käte Härlin au uff d' Welt komme, am 19. Oktober 1877. Später isch se no em Pfarrhaus von Gruibenge uff dr Alb ond von Bodelshause em Steinlachtal uffgwachse. Ond se hat scho mit zehn Jahr so scheene Bildle male könne, dass ihr Onkel, der Göppenger Fabrikant Eugen Nast, drfür gsorgt hat, dass se mit sechzehn an dr Kunstgwerbeschuel en Stuegert uffgnomme worde isch.

Dort hend se se aber scho nach oim Jahr wieder nausgschmisse, ond des bloß, weil se nebeher au no bei andere Kunstlehrer glernt hat. Goht deswege nach München, studiert vier Jahr lang an dere "Damenakademie" bei ihrem Landsmann, dem Professer Christian Landenberger. Ond no reist se fenf Jahr lang durch Italie, ond a bsondere Freud hat se an dene Freske vom Giotto ghet en Padua ond Assisi, ond die hat se abgmalt ond an die Touriste verkauft.

Ond von dene Lire hat se ragvespert ond hat no so viel übrig ghet, dass es au no für en Eisebahfahrschei nach Paris glangt hat. Ond dort hat se Tür an Tür mit dem berühmte Bildhauer Auguste Rodin (1840-1917) glebt ond so nadierlich au dem sein langjährige Privatsekretär Rainer Maria Rilke (1875-1926) kenneglernt.

Oineweg isch se wieder hoimgange ond hat no anno 1907 ihren erste öffentliche Ufftrag kriegt ond hat en dr Pauluskirch en Tailfenge des Monumentalbild "Christus segnet das Volk" male därfe. Des hat de Leut so guet gfalle, dass mr se oi Kirch om de ander hat ausmale lasse. So dui St.-Blasius-Kirch en Holzelfenge, dui Lutherkirch en Lichtental bei Bade-Bade, dui Eberhardskirch en Dibenge, ond von 1911 bis 1913 ihr Haupt- ond Meisterwerk, dui Gaisburger Kirch. Dui hat ihr Freund, der Stuegerter Markthallearchitekt Martin Elsässer (1884-1957), a Dekansbueb aus Dibenge, baut.

Allein erziehende Mutter

Den hat se aber net gheiratet, sondern dem sein Freund, den Kunsthistoriker Hans Otto Schaller vom Kunsthaus Schaller. Ond 1913 hend se ihr oinzigs Kend kriegt, a Mädle, ond des hat se ganz alloi uffziege müeße, denn ihr Ma isch, wie so viele "furchtlos und trewe" Wirteberger, bei Ypern en Flandern anno 1917 gfalle.

Ond wegem Krieg hat se au nemme viel Gschäft kriegt, grad no die Kirchefenster en Oberndorf am Necker. Ond nach dr Inflation die Fenster für dui Südkirch en Esslenge am Necker ond für dui Laurentiuskirch en Rohr uff de Filder. Ond die Fenster en dr Schloßkirch en Tettnang, en dr Martinskirch en Oberesslenge, en dr Dionysuskirch en ihrem Bodelshause hat se no au no mache därfe.

Jetz hat se meh Leut gmalt ond Köpf, berühmt send ihre wunderscheene Kenderbilder: Onser hochverehrte Frau Minister im Unruhestand Annemarie Griesinger, geborene Römer, hat ihres no en Markgrönenge überm Sofa hange, ond des Gsicht guckt heut no raus, so genau hat se des Mädle seinerzeit nakriegt.

Ond se hat viel guete Freund om sich rom versammelt, beispielsweis den Theodor Heuss ond sei Elly, geborene Knapp, den Reinhold Nägele ond sei Alice, geborene Nördlinger, den Paul Bonatz vom Hauptbahhof. Ond se hat älle überlebe därfe, mit 96 Jahr isch se 1973 en dem schallersche Haus (Architekt: Martin Elsässer) en Roteberg gstorbe. Ond ihr Grab uffm Pragfriedhof wird jetz sicher voll sei mit Bleamle.

Dankbarkeit in Gaisburg

Denn die Gaisburger send so dankbar für ihr wirklich wunderscheene Kirch, dass se jetz wochelang a Ausstellung über ihr Lebe ond Schaffe zeiget ond bis Ende November äll Woch zwoi, drei gscheite Vorträg verastaltet über ihr "Kircheheilige" Käte Schaller-Härlin. Schee wär's, wenn ihr französischs Vetterle, der Prinz Henrik von Dänemark als Härlin-Raff-Nachfahre interesse- ond astandshalber au amol vorbeigucke dät mit seiner künstlerisch hochbegabte, aber ketterauchende Margret. Rentiert sich echt, kommet no au.

Glasfenster

Signiert

Fotos: Enslin

Das Glasfenster in der Sakristei der Rotenberger Dorfkirche (erbaut 1754 - 1756) wurde 1956 von der bekannten Rotenberger Künsterlin Käte Schaller-Härlin entworfen.

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