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Stuttgarts Stadtoberhäupter im Wandel der Zeit

Stuttgarts Oberbürgermeister (11): Dr. Wolfgang Schuster

Dr. Wolfgang Schuster (* 5. September 1949 in Ulm)
ist seit 1997 Amtsnachfolger von Manfred Rommel
als Stuttgarter Oberbürgermeister:
- 10. Nov. 1996 Wahl zum Oberbürgermeister von Stuttgart
- Wiederwahl 1999
- Am 24. Oktober 2004 wurde Schuster im 2. Wahlgang
mit 53,3 % im Amt bestätigt.

Foto 2004: Enslin   
Stuttgarter Zeitung, 03.09.1999

Wolfgang Schuster - mit fünfzig vor einem neuen Anfang

Stuttgarts Oberbürgermeister feiert am Sonntag 5.9.1999 einen runden Geburtstag -
Viele Probleme auf dem Weg ins nächste Jahrhundert

Für eine Bilanz seiner Arbeit ist es noch zu früh. Erst knapp drei Jahre steht Wolfgang Schuster an der Spitze des größten Rathauses im Land. Nach Erfolgen wie der Bankenfusion häufen sich die Probleme: Stuttgart21 und die Messe wanken - kann er die Lage meistern?

Von Thomas Borgmann

Stuttgarts Stadtoberhaupt ist ein Musterschüler mit einer bemerkenswerten Karriere: Der gebürtige Ulmer hat Jura und Staatswissenschaft studiert, war an der Pariser Eliteuni "Ecole nationale d'administration", hat promoviert und sich mit internationaler Politik befasst. 1975 wurde er jüngstes Ratsmitglied seiner Heimatstadt. Später war er Referent von Hans Filbinger im Staatsministerium - der Kaderschmiede des CDU-Nachwuchses.

1980 begann Wolfgang Schusters Laufbahn im Stuttgarter Rathaus. Manfred Rommel machte ihn zu seinem Referenten. Fünf Jahre später (1985) zog er (mit 55,7 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang) als neuer OB in Schwäbisch Gmünd ein. Mit dem festen Ziel, Manfred Rommel zu "beerben", kehrte er 1992 nach Stuttgart zurück, wurde Bürgermeister für Kultur, Bildung und Sport.

Als es 1996 um Rommels Nachfolge ging, erlebte Schuster schwierige Zeiten - ein Wechselbad seiner persönlichen und politischen Gefühle: Teile seiner Partei hatten in ihm zunächst keineswegs den idealen Kandidaten gesehen. Er kämpfte verbissen um seine Chance, boxte sich durch und gewann die am Ende dramatische Wahlschlacht gegen den populären Grünen Rezzo Schlauch.

Wolfgang Schuster, hoch intelligent, gebildet, ein Kopfmensch und brillanter Theoretiker, war auf Straßen und Plätzen an seine physischen Grenzen gegangen. Im Umgang mit dem Mann auf der Straße zeigte sich, dass er kein geborener Wahlkämpfer ist, auch kein Parteimensch. Populismus oder gar Demagogie sind ihm ein Gräuel. So richtig volkstümlich wird er wohl nie werden.

Wer dem schlanken und jungenhaften Fünfziger begegnet, der spürt: Das Wahljahr 1996 hat ihn tiefer geprägt, als er es selbst wahrhaben will. Unter dem Motto "Gesagt - getan!" hat er sich enormen Erwartungsdruck und Erfolgszwang auferlegt. Möglichst viel, möglichst rasch, möglichst auf höchstem Niveau. Dieses Tempo und die unvermeidlichen Rückschläge haben bereits Spuren hinterlassen. Schuster wirkt verletzlich, mitunter misstrauisch, ja sogar nachtragend. Das ist kein typischer Schultes, kein Schlitzohr, kein knitzer Schwabe. Das ist ein konservativer Intellektueller, der weit über seine Stadt hinaus zu denken vermag, ohne selbst nach höheren Ämtern und Ehren zu streben.

Nichts verunsichert ihn mehr als Leute, die seinen Ideen, Gedanken und Entwürfen nicht folgen können oder nicht folgen wollen. Ob vor der Bürgermeisterrunde oder vor dem Gemeinderat - der OB sieht sich als Chef, nicht als Moderator. Die Stabsstelle, die er sich eingerichtet hat, ist keine Denkfabrik, sondern (nur) ein Büro, das ihm im Tagesgeschäft zuarbeitet und Lücken schließt, die Ressortbürgermeister oder Amtsleiter gelassen haben. Dieser Mann, schwer zu überzeugen, verlässt sich am liebsten auf sich selbst. Vergleiche mit seinem Vorgänger sind müßig und unfair zugleich: zwei Generationen, zwei Lebensläufe, zwei verschiedene Menschen.

Mit der komplizierten Bankenfusion hat der OB sein "Gesellenstück" gemacht. Sie war der Höhepunkt seiner bisherigen Amtszeit, durchaus eine historische Leistung. Die Galerie am Kleinen Schlossplatz hat er auf den Weg gebracht - ein Kulturprojekt, das der Stadt bestens zu Gesicht steht. Die Wirtschaftsförderung hat neue Impulse erhalten, der Standort kommt endlich aus der Talsohle.

Doch im Rathaus wachsen die Probleme. Stuttgart21 und die Messe sollten das "Meisterstück" geben, dazu die Bibliothek21 und manches mehr. Das alles wankt - und Wolfgang Schuster leidet. Die nächsten Wochen und Monate werden entscheidend sein: Am 24. Oktober 1999 könnte ihm die Ratswahl eine "bürgerliche Mehrheit" bringen und vieles erleichtern. Aber das neue Jahrhundert naht voller Unwägbarkeiten. Wird Wolfgang Schuster es schaffen, seiner Stadt neue Ziele zu setzen, neue Wege zu weisen? Wird er an seiner Aufgabe persönlich reifen, sich wandeln, offener werden? Ihm und Stuttgart wär's zu wünschen. Mit fünfzig muss er einen neuen Anfang wagen.

Stuttgarter Zeitung, 10.10.1996

Die OB-Kandidaten ganz privat - heute: Wolfgang Schuster (CDU)

Im Garten ein „Philosophensitz“ fürs Familienoberhaupt

Schuster 1999Privatmann Dr. Wolfgang Schuster empfängt den Besuch daheim in korrektem Anzug und Krawatte. Das liege daran, dass er gerade von einem Termin komme, bemerkt der 47jährige Christdemokrat.

Normalerweise liebt Familienoberhaupt Schuster in den eigenen vier Wänden das lässige Outfit, trägt Jeans und Sweatshirt. Sein Zuhause ist das Haus seiner Schwiegermutter, ein geräumiges Anwesen in bester Halbhöhenlage auf der Gänsheide. Der Kaffeetisch im Wintergarten ist blütenweiss gedeckt, Ehefrau Dr. Stefanie Schuster serviert selbstgebackenen Zwetschgen- und Apfelkuchen. Die Grossmutter, die Ärztin Dr. Margot Werner, und die drei Kinder im Alter von 13 bis 17 Jahren nehmen Platz. Es ist das schöne, selten gewordene Bild einer Grossfamilie, drei Generationen leben unter einem Dach.

Wolfgang Schuster ist ein gebürtiger Ulmer. Er entstammt einer in Ulm bekannten Anwaltsfamilie und war jüngster Stadtrat in seiner Heimatstadt. Wie fühlt sich denn ein Bürger aus der stolzen Reichsstadt Ulm im Talkessel von Nesenbach und Neckar? Wolfgang Schuster weist darauf hin, dass er ja nicht zum erstenmal in Stuttgart wohne. Nach dem Jura- und Wirtschaftsstudium in Tübingen, Freiburg und Genf und nach einem Aufenthalt an der Eliteschule Ecole Nationale d'Administration (ENA) in Paris kam er 1978 in die Schwabenmetropole. Für sieben Jahre währte ein Gastspiel Schusters als Oberbürgermeister in Schwäbisch Gmünd, dann kam er 1993 wieder zurück in die Landeshauptstadt.

Im übrigen sei er Schwabe, betont Schuster und bittet ins Wohnzimmer, einen im klassisch-französischen Stil eingerichteten Salon mit dunklen Möbeln und Ölgemälden. „Wenn s sein muss, spricht man ein bissle Schwäbisch“, sagt der sich meist hochdeutsch mitteilende Kultur- und Sportbürgermeister und ergänzt: „Mit de Leit kann i gut schwätze.“ Stuttgart sei eine „angenehme Grossstadt“ findet er, und die jüngste Tochter Angelika pflichtet ihm bei: „Hier wohnen wir ruhiger als in Schwäbisch Gmünd.“

Dass den Schusters der Abschied vom gemütlichen Gmünd schwerfiel, das bleibt unumstritten. Es sei „hart“ gewesen, dort wegzugehen, sagt Ehefrau Stefanie Schuster. Die Kinder hätten sich dort sehr wohl gefühlt, man sei eigentlich nur hierher gekommen, weil Manfred Rommel ihren Mann als OB-Nachfolger gerufen habe. Die Anfangszeit in Stuttgart sei für die Kinder nicht leicht gewesen. Da ihr Mann als Politiker „Anfeindungen“ ausgesetzt gewesen sei, hätten die Kinder manchmal in der Schule zu leiden gehabt, Mitschüler hätten ihnen Böses hinterhergerufen. Doch diese Zeiten sind vorbei.

Die Kinder, Friderike, Angelika und Christian, mögen Stuttgart mittlerweile. Die beiden jüngeren besuchen das evangelische Heidehof-Gymnasium, die älteste Tochter geht wegen des guten Latein-Angebots aufs Karls-Gymnasium.
Ehefrau Stefanie Schuster ist in Schwäbisch Gmünd weiterhin als Arbeitsmedizinerin tätig. Nur so lässt sich der Schwäbisch-Gmünd-Aufkleber auf Schusters gebraucht gekauftem Mercedes-TD-250 erklären, eine wahre Familienkutsche mit bis zu sieben Sitzen. Die Familie ist für Schuster ein wichtiger Ruhepol: Im Beruflichen gehe es manchmal „rauf und runter“, sagt der Christdemokrat, „was bleibt, das sind die Familie und die Kinder“.

Beim Kaffee plaudert der Bürgermeister frei von der Leber weg. „Wir sind hier privilegiert“, sagt er beispielsweise. Oder er bekennt, dass in seiner Wahlbroschüre eigentlich keine politischen Inhalte drinstünden, da dies die Leute offenbar nicht so sehr interessiere. Bei so freimütigen Geständnissen bremst Ehefrau Stefanie ihren Mann dann im leicht vorwurfsvollen Ton: „Also Vater „So könne man das doch nicht sagen. Immerhin, neben seinem Wahlkampfprospekt hat Schuster ein eigenes Wahlprogramm herausgegeben.

„Mein Hobby ist mein Beruf“, sagt Wolfgang Schuster. Außer einer gelegentlichen Joggingrunde am Frauenkopf bleibt wenig Zeit fürs beliebte Fußballspiel mit den Kindern. Meistens kommt er erst gegen 23 Uhr nach Hause - selbst in der wahlkampflosen Zeit. Bei 62 Theatern in der Stadt seien Abendtermine nicht zu vermeiden, sagt der Kulturbürgermeister. Zum Fernsehen kommt er so gut wie gar nicht, und Bücherlesen ist nur im Urlaub drin - im Kleinwalsertal und am Bodensee.

Im Garten hinterm Haus blühen Blumen, der Rasen ist akkurat gepflegt. Oben am Hang, unter einer schattigen Kastanie, liegt idyllisch eine kleine Terrasse. Das sei sein „Philosopheneck“, sagt der Kandidat. Von dort oben hat man einen wunderbaren Ausblick. Schuster erläutert das Panorama, zeigt auf den Hohenasperg. Heimatverbundenheit und Fernweh, sagt er, zeichneten „den Schwaben“ aus. Und im Blick auf all das Grün um ihn meint er, dass er gerne im „Spannungsfeld“ von Natur und Kultur lebe: „Das ist eine der Stärken dieser Stadt.“
Christoph Link

Stuttgarts Stadtoberhäupter im Wandel der Zeit

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