StZ 16.2.2016 –Seite 18 - Gerhard Raff
Unser Kolumnist erinnert an den vor 225 Jahren geborenen Stuttgarter Stadtschultheißen Georg Gottlob von Gutbrod.
Mit ihre Schultes hend die Stuegerter, wie’s halt so isch, amol meh ond amol weniger Glück ghet.
Ond nadierlich net jeder isch so a Sege gwä wie der heutige Jubilar, wo no onterm Herzog Eugen am 19. Februar 1791 en Stuegert uff d’Welt komme isch als zehntes ond jöngstes Kend von seine Leut. Ond isch übrigens a Metzgersbueb wie beispielsweis ja au dr Johann Jacob Astor ond Max Greger, dr Franz Joseph Strauß oder Uli Hoeneß, die wo aber älle aus Rücksicht uff die viele Vegetarier oder gar Veganer no doch ebbes anders gschafft hendwie ihre Vätter.
Was hat mr seinerzeit en Wirteberg scho werde könne, wenn mr em weiße Krage schaffe will? Pfarrer, Professer,Proviser, Kaufmann oder Schreiber. Ond so hat er ganz klei als Stift uff dem scheene alte Stuegerter Rathaus agfange ond hat sich allmählich zom Ratsschreiber ruffgschafft. Ond wie no anno 1833 der Oberbürgermeister Dr. August Willibald Feuerlein (1781-1850) aus lauter Frust, dass’r nemme en Landtag gwählt worde isch, ganz enttäuscht zrücktritt, fendet dr Keenich Wilhelm I. (1781-1864) scheints em ganze Gäu koin Gscheitere für des Gschäft wie den Georg Gottlob Gutbrod.
Ond der Metzgersbueb, dem wo seine Altvordere vorher ällem nach ja als Bäcke gschafft ghet hend, krempelt die Ärmel nuff, ond er schafft glei amol die vorsintflutliche Tranfonzle ab ond ersetzt se durch die moderne Gaslaterne. Fiat lux! Es werde Licht! Ond nadierlich onterstützt’r sein Keenich ond den Carl (no ohne von) Etzel (1812-1865) fest beim Eisebahbau.
Aber armer Steuerzahler, leider hend se den Bahhof selbichsmol anno 1846 fast direkt vor de Schlossplatz nagstellt ond net als Durchgangsbahhof nach Cannstatt naus,was ons ja onter anderem des gschissene Gschieß om des Stuttgart 21 ond viel Ärger ond viele Milliarde verspart hätt. Aber des Cannstatt isch seinerzeit no net eigmeindet (se hoißet’s 1905 „Vereinigung“) gwä, „Gutbrod kam nur bis Berg“ am 10. Dezember 1836. Dort hat sich no au dr Kronprinz Karl ond sei Olga aus St. Petersburg dui scheene „Villa Berg“ nabaue lasse.
Ond au die Residenzstadt selber hat der Gutbrod helfe scheener gmacht. Onter anderem mit dem Wilhelmspalais,mit dem Kronprinzepalais, mit dem Keenigsbau, ond so weiter. Ond den Schillerplatz mit dem Denkmal vom Bertil Thorvaldsen (1770-1844). Ond wie selbiges anno 1839 eigweiht wird, hat er em scheenste Honoratoreschwäbisch sei Festred ghalte. Ond em Schiller sei Jonger, der Königl. württ. Oberförster Carl Friedrich Ludwig Freiherr von Schiller (1793-1857) hat gmoint: „Mein Vater, wann er bös war, hat mit uns akkurat so gesprochen.“ „Sein allerhöchstes Verdienst“ isch laut Stadtchronik “die ruhige Führung der Stadt während den stürmischen Zeiten der bürgerlichen Revolution von 1848.“ Ond zom 25-jährige Dienstjubiläum kriegt’r von seim Keenich des „von“. Hat aber nemme viel von dem Adel ghet. Am 22. Oktober 1861 trifft den überaus fleißige ond beliebte Ma dr Schlag, „nachdem er noch am Tag zuvor mit gewohnter Ruhe eine Sitzung des Gemeinderats geleitet.“ Ond se hend em Blättle den „Vater der Stadt“ schwer globt: “Ausgezeichnet durch Geschäftskenntnisund reiche Erfahrung, durch seine Hingebung für das Wohl seiner Vaterstadt, durch die Milde und Menschenfreundlichkeit seines Wesens und Empfänglichkeit für alles Gemeinnützige.“
Zom Nachfolger als Oberbürgermeister von dere „allmählich zur Großstadt heranwachsenden Residenzstadt“mit ihre ebbes über 61 000 Eiwohner isch der Oberjustizrat (ond spätere Inneminister) Heinrich (no ohne von) Sick (1822-1881) gwählt worde, dr Jong vome Stuegerter Silberschmied ond gleichfalls goldwert gwä für onser „bürgerliches Gemeinwesen.“
P.S.: Heute um 20 Uhr in der Königl. württ. Hofbuchhandlung Aigner (gegründet 1804) zu Ludwigsburg am Arsenalplatz: Buchpremiere von „Hie gut Wirtemberg allewege“ Band IV. Achtung, Herr BuFinmin. und LandsmannW. Schäuble: Der im Jahr 1988 ebenfalls dort erstmals vorgestellte Band I bei der DVA war genau gleich teuer wie jetzt Band IV, aber 40 Seiten dünner und noch ohne farbige Abbildungen