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(26) Die Gartenstadt mit der Gaststätte Luginsland von 1926
Familie Schlotterbeck und das Wohnhaus von Willi Bleicher



>> NEU: Luginsland - Im einstigen Paradies der Schlosser, Dreher und Monteure

Luginsland
1930
Luftbild von Luginsland ca. 1930
Luginsland
Mit der zunehmenden Zahl von Industriebetrieben im oberen Neckarraum wuchs auch der
Bedarf an Arbeitskräften. Die Wohnungssituation verschlechterte sich zusehends.

Plan 1913
Gartenstadt Luginsland

Dies veranlasste Arbeiter der Daimler-Motoren-Gesellschaft und der Firma Bosch, durch Selbsthilfe eine Verbesserung der Wohnlage zu erreichen und 1911 eine Genossenschaft zu gründen, die, getragen vom Idealismus und Sparwillen, allen Interessenten eine neue Heimat geben sollte. Am 1. Juli 1913 konnten bereits die ersten, großteils in Eigenleistung erstellten Eigenheime bezogen werden.

Dreispänner
Zur ersten Bauphase gehörte der sogenannte "Dreispänner": ein Dreifamilienhaus, mit dem die Baugenossenschaft die Wohnbauarchitektur vor dem Ersten Weltkrieg stark beeinflusste. Es war ein Gebäudekomplex mit drei selbstständigen Wohnungen und drei separaten Eingängen. Jede der drei Wohnungen hatte auf zwei Etagen drei bzw. vier Zimmer mit zusammen 69 qm.

Der Ortsteil Gartenstadt-Luginsland breitete sich schnell aus und verfügte bald über eine hervorragende Infrastruktur. Zum Schulunterricht mussten die Kinder allerdings nach Untertürkheim.

Gartenstadt Luginsland

Lage: Fellbacher Straße, Dietbachstraße, Barbarossastraße (südlich Danielweg)
Architekten: Wilhelm Wacker, Schönagel
Bauherren: Genossenschaft "Gartenstadt eigenes Heim",
seit 1917: Gartenstadt Luginsland, Gemeinnützige Baugenossenschaft eG
GenossenschaftBauzeit: 1913-1933, Planung ab 1911
Größe: 9 ha - Wohneinheiten: (1933): 400 WE in 352
Eigenheimen, 48 Mietwohnungen
Wohneinheiten/ha: 44,4 (1933) - Einwohner: ca. 1000
Haustypen: Eigenheime als Ein-, Zwei- Drei-
und Vierfachhhäuser, Geschosswohnungsbau
Infrastruktur: Kindergarten, Gaststätte, Läden

ÖPNV-Anbindung: Bus 60, Haltestelle Luginsland

Literatur:
- Gartenstadt Luginsland Gemeinnützige Baugenossenschaft eG,
Festschrift zum 50jährigen Bestehen 1911 bis 1961. Stuttgart 1961
- Gartenstadt Luginsland Gemeinnützige Baugenossenschaft eG,
75 Jahre Gartenstadt Luginsland 1911-1986. Stuttgart 1986

Genossenschaftshaus Luginsland

1914
Werbepostkarte für die erste Gaststätte "Lug ins Land" 1914

Im Jahre 1926 baute Architekt Karl Ellsässer die Gaststätte Luginsland
als zentrales Genossenschaftshaus mit Festsaal und Badeanstalt für die Gartenstadt.

1939
Gaststätte Luginsland 1935

1944
Im Zweiten Weltkrieg wurde Luginsland durch Bombenangriffe stark zerstört. Wieder wurde das persönliche Engagement der Bewohner gefordert, um die Gebäudeschäden rasch zu beheben. Durch ihren großen Einsatz erlangte die Gartenstadt bald wieder ihre alte Wohnqualität.

Gaststätte Luginsland

Gaststätte Luginsland  2002 Festsaal bis 150 Personen
Nebenzimmer
Kegelbahn . Abendangebote
Freiterrasse

Fellbacher Str. 143
70327 Stuttgart - Luginsland

Tel. (0711) 335189

www.lang-gastronomie.de/
Luginsland.html

Montag Ruhetag








Das "Genossenschaftshaus"
im Jahre 2002  

Gemeinsinn war immer dabei

Stuttgarter Wochenblatt vom 06.05.2010

Es fehlte nicht an Zweiflern, als sich 1911 neun Arbeiter der Firmen Daimler-Motoren-Gesellschaft und Bosch zusammentaten und beschlossen, eine gemeinnützige Baugenossenschaft auf die Beine zu stellen - eine Selbsthilfemaßnahme gegen den Mangel an günstigem und gesundem Wohnraum. Sie hatten mit einer ganzen Reihe von Schwierigkeiten zu kämpfen, gaben aber nicht auf:

Unsere Reihe Ortsporträts stellt heute Luginsland vor.

LUGINSLAND

Zuerst gründete man einen Sparverein, Ende des Jahres 1911 dann die Baugenossenschaft. Die mutigen Arbeiter zahlten ohne Sicherheiten ein, arbeiteten Statuten aus und machten sich auf die Suche nach Bauland. Geplant waren rund 350 Einfamilienhäuser, der allergrößte Teil davon in Form von Doppel-, Mehrfach- oder Reihenhäusern. Doch die Bauplatzsuche erwies sich als schwierig: Eine zunächst ins Auge gefasste Fläche in Stuttgart-Münster verteuerte sich rasant und wurde wieder fallen gelassen. In Lederberg, das damals noch zu Heumaden gehörte, scheiterte der Kauf eines Geländes am Widerstand der Einwohner, der Gemeinde und der ebenfalls steigenden Preise.

Schließlich erwarb die Genossenschaft knapp zehn Hektar Bauland in den Untertürkheimer Gewannen Flohberg und Nägelesäcker - zwar deutlich teurer als geplant, aber in bester Lage und in der Nähe zu den Arbeitgebern, die den Kauf finanziell unterstützten. Damit war die Grundlage für die "Gartenstadt Eigenes Heim" gelegt. Im Jahr 1913 entstanden die ersten 88 Häuser für jeweils 9690 Mark einschließlich Bauplatz. In den folgenden Jahren wurde weitergebaut, die Zahl der Interessenten stieg stetig. Allerdings bremsten der Erste Weltkrieg und die Inflation die schnelle Weiterentwicklung.

Gemeinsinn prägte die Siedlung, die sich seit 1917 offiziell "Gartenstadt Luginsland" nannte, von Anfang an. Feste, Umzüge, Wander- oder Turngruppen gehörten zum Gemeinschaftsleben, aber auch Einrichtungen des täglichen Bedarfs: So hatte der Konsumverein im Erdgeschoss eines Hauses eine Verkaufsstelle, die auch mit Milch, Fleisch und Brot beliefert wurde. Es gab eine Kantine mit Versammlungsraum, ein Verwaltungsgebäude samt Mosterei und Kohlen- und Wagenschuppen.

Luginsland 1930
Arbeiter bauten sich ihren Wohnraum selbst - Zuerst bekamen sie kein Land

Von Anfang an geplant war ein großes Genossenschaftshaus. Diesen Traum konnten sich die Luginslander 1926 mit dem Gebäude Fellbacher Straße 143 erfüllen, das nach den Plänen des Untertürkheimer Architekten Karl Elsässer gebaut wurde.

Neben 13 Mietwohnungen beherbergte es eine Gaststätte mit Saal, eine Metzgerei und eine Bäckerei. Später waren eine Zeit lang auch sechs Wannenbäder für die Gartenstadt-Bewohner darin untergebracht.Luginsland

Bis zum Zweiten Weltkrieg entstanden in der Gartenstadt insgesamt 466 Siedlungshäuser mit 574 Wohnungen. In den späten Kriegsjahren 1943 bis 1945 wurden drei Viertel aller Gebäude beschädigt, einige völlig zerstört. Die Bürger machten sich in eigenhändiger Arbeit an den Wiederaufbau. Auch das Genossenschaftsheim war durch Bomben und Feuer zerstört und wurde 1949 wieder aufgebaut. Es bekam dabei ein zusätzliches Vollgeschoss und hat seine Stufenfassade verloren. Der Anbau mit Türmchen blieb aber als charakteristisches Merkmal erhalten - und noch heute beherbergt es eine Gaststätte und Mietwohnungen. (Quellen: Archiv Hahn, Festschrift "75 Jahre Gartenstadt")

Von Karin Ait Atmane

Werte und Gemeinsamkeiten - 100 Jahre und voller Tatendrang: Großes Jubiläum der Baugenossenschaft Gartenstadt Luginsland

Die Genossenschaft feiert am 12.12.2011 ihr großes Jubiläum und verkörpert somit gleichermaßen die genossenschaftlichen Werte und den ebenfalls hundertjährigen Gedanken der Gartenstadt-Bewegung.

GenossenschaftWie bei allen Wohnungsgesellschaften aus jener Zeit begann auch die Geschichte dieser Genossenschaft mit der heute kaum noch vorstellbaren Wohnungsnot Anfang des letzten Jahrhunderts. Vor allem für die Arbeiter der rasant wachsenden Daimler- Motoren-Gesellschaft blieb eine fabriknahe Wohnung in Stuttgart lange ein Wunschtraum, und so mussten diese oft belächelten „Rucksack-Indianer“ jeden Tag mit dem Rad oder auch zu Fuß zu ihren Arbeitsplätzen pendeln.

In der Geburtsstunde der Genossenschaft schmiedeten schließlich 19 Männer den Plan, gemeinsam zu sparen, zu bauen und zu wohnen – kurzum: Sie gründeten die Genossenschaft „Gartenstadt Eigenes Heim“, die später in Luginsland umbenannt werden sollte. Nachdem man erstes Bauland im gleichnamigen Stadtteil erworben hatte, entstanden die ersten Gebäude, die immer auch mit einem kleinen Garten zur Selbstversorgung ausgestattet waren.

Denn der Name „Gartenstadt“ stammt aus einer Bewegung die um 1900 in England entwickelt wurde. Aufgrund der auch dort vorherrschenden Missstände im Wohnungswesen, startete der Stenograf Ebenezer Howard (1850-1928) ein Projekt, das offene Wohnstrukturen schaffen sollte, in denen die Menschen wohnen und sich gleichzeitig über Acker- und Gartenbau selbst versorgen konnten. Die 1899 gegründete „Garden City Association“ fand ihren Weg 1908 auch nach Deutschland, wo unter der „Deutschen Gartenstadtgesellschaft“ erste Gartenstädte gegründet wurden.

Aus heutiger Sicht kann man dies also als die Geburtsstunde der heutigen Wohnsiedlungen mit ihren Reihenhäusern betrachten. Dieser Gartenstadt-Idee folgend wurde auch in Luginsland großer Wert darauf gelegt, Platz für Obst- und Gemüsegärten mit einzuplanen. Gemeinschaftseinrichtungen, Einkaufsläden des täglichen Bedarfs und das Genossenschaftsheim, die heutige Gaststätte Luginsland, rundeten das Projekt ab, dessen Struktur auch heute noch im Stadtbild gut zu erkennen ist. Die Gartenstadt in Luginsland entwickelte sich dabei so prächtig, dass sich damals sogar interessierte Gruppen aus England aufmachten, um die gelungene Umsetzung der Idee in Augenschein zu nehmen.

Damals wie heute ist es der Baugenossenschaft Gartenstadt Luginsland eG wichtig, die Lebensqualität ihrer mittlerweile 1.850 Mitglieder zu verbessern, Verantwortung zu zeigen und ökonomisch und ökologisch nachhaltig zu wirtschaften. In diesem Sinne flossen allein in den letzten 10 Jahren ca. 30 Millionen Euro in die Instandhaltung und Modernisierung der über 1.300 Wohnungen, die sich neben einer fairen Miete vor allem durch große Gärten und viel Grün auszeichnen. Passend zu ihrem Namen befinden sich auf den Grundstücken der Baugenossenschaft Gartenstadt Luginsland eG schließlich auch heute noch fast genau- Unsere Gründungsväter vor 100 Jahren so viele Bäume wie Wohnungen.

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Familie Schlotterbeck und Wohnhaus von Willi Bleicher


Gedenktafel an Familie Schlotterbeck am Haus Annastraße 6

Am 30. 11. 1944 wurden Gotthilf und Maria Schlotterbeck sowie sieben
weitere Personen aus Stuttgart in Dachau von den "NAZIS" hingerichtet

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